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Es gibt Menschen, die sehr viel in Bildern denken und diese Gedanken dann auch durch ihre Gesten zum Ausdruck bringen. Vielleicht haben Sie sich selbst schon einmal dabei erwischt, wie Sie stolz von Ihrer letzten Sporteinheit erzählten und dabei imaginär mit geschlossenen Fäusten die Hantelstande in die Luft drückten. Oder wie Sie mit leicht vorgebeugtem Oberkörper und angewinkelten Armen von Ihrer Laufeinheit berichteten.

Da solche körperlichen Ausdrücke oder Gebärden auch ohne Worte verstanden werden könnten, zählen sie zu den Pantomime-Gesten und sind in der Mimikresonanz®-Profibox unter den redebegleitenden Gesten zu finden (G1.3), den sogenannten Illustratoren.

Was Pantomime-Gesten bedeuten können

Pantomime enthüllt das konkrete Bild, das eine Person von der dargestellten Handlung im Kopf hat. Ergänzend zu den Worten vermittelt sie manchmal zusätzliche Informationen, z.B. bei der Aussage „Ich habe ihm geschrieben“, wie die Person demjenigen geschrieben hat: bspw. per SMS oder E-Mail.

Menschen mit einer hohen Ausprägung der Persönlichkeitseigenschaft Verträglichkeit zeigen (im Kontrast zu einer sonst eher sparsamen Gestik) mehr solcher Gesten, wenn sie anderen etwas beschreiben, da die pantomimische Abbildung des Gesagten ihnen hilft, das, was sie beschreiben, verständlicher zu transportieren.

So erkennen Sie Pantomime

Ein Schlüsselkriterium für Pantomime-Gesten ist, dass sie aus einer Ich-Perspektive heraus ausgeführt werden, sie sind also assoziiert, das heißt in unserer Vorstellung mit etwas verknüpft. Erzählen wir anderen etwas, ist eine assoziierte Gestik in ihrer kommunikativen Wirkung stärker als dissoziierte Formen. Eine englische Studie konnte bspw. herausfinden, dass wir von einer Erzählung mehr Informationen aufnehmen und die Inhalte leichter nachvollziehen können, wenn diese mit Pantomime-Gesten begleitet wird. Wenn Sie also einen Vortrag halten, auf der Bühne stehen oder sonst irgendwo Storytellung einsetzen, können Sie Ihren Aussagen und Geschichten durch Pantomime mehr Kraft verleihen.

Darüber hinaus erkennen Sie Pantomime an folgenden Kriterien:

  • Pantomime-Gesten sind „als-ob“-Gesten: wir tun so, als ob wir gerade eine bestimmte Handlung ausführen. Beispielsweise erzählen wir, dass wir einen Baum mit einer Axt gefällt haben und illustrieren das gestisch mit Fäll-Bewegungen.
  • in die Bewegungen der Hände und Arme ist in der Regel der ganze Körper involviert, oder zumindest sind es der Kopf und Oberkörper
  • in manchen Fällen ist der Sprecher nicht der aktiv Ausführende, sondern der passiv Betroffene, wenn er z.B. sagt „Dann hat mich ein Ball am Kopf getroffen“ und die Hand dabei den Ball simuliert

Welche Hirnhälfte ist aktiv?

Hinsichtlich der kognitiven Komplexität und der Hirnaktivität unterscheiden wir zwei Formen der Pantomime-Gesten:

  1. objekt-darstellende Pantomime-Gesten, bei denen die Hand selbst das gespielte Objekt darstellt: Wir tun z.B. so, als würden wir uns die Zähne putzen und der Zeigefinger stellt die Zahnbürste dar. Diese Gesten werden rechtshirnig verarbeitet und sind kognitiv weniger anspruchsvoll.
  2. objekt-imaginierende Pantomime-Gesten: Hier tun wir so, als würden wir ein imaginäres Objekt (z.B. eine Zahnbürste) in der Hand halten. Für solche Gesten brauchen wir die komplexeren Funktionen der linken Gehirnhälfte (wie die Fähigkeit, die Vorstellung eines Objekts mit dessen Bewegung zu koordinieren).

Unabhängig von diesen beiden Formen ahmen wir mit Pantomime-Gesten aber nicht nur reale Handlungen nach, sondern bilden auch Metaphern ab. Das nenne ich auch metaphorische Illustratoren. So werfen wir beispielsweise symbolisch etwas mit der Hand über die Schulter und sagen: „Das ist Schnee von gestern.“ Oder wir formen mit den Händen einen Kreis, um metaphorisch Ganzheitlichkeit oder Perfektion zu transportieren.

Quellen

Beattie, G., & Shovelton, H. (2002). An experimental investigation of some properties of individual iconic gestures that mediate their communicative power. British Journal Of Psychology (London, England: 1953), 93(Pt 2), 179-192. 

Kopple, K. (2014). Individual differences in frequency and type of gesture production: Relationship to personal characteristics. (77). ProQuest Information & Learning, US.

Lausberg, H. (2013). Understanding Body Movement. A Guide to Empirical Research an Nonverbal Behaviour. Frankfurt a.M.: Internationaler Verlag der Wissenschaften.

Lausberg, H., Helmich, I., Holle, H., Heekeren, H. R., Kazzer, P., & Wartenburger, I. (2010). From Tool use to gesture – Differential cortical mechanisms underlying gestural demonstrations with tool in hand, tool use pantomimes and body-part-as-object use. Paper presented at the 4th Conference of the International Society for Gesture Studies (ISGS) July 25 – 30, 2010 – European University Viadrina Frankfurt/Oder.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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