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Vielleicht kennen Sie die Situation: Sie werden auf der Straße angesprochen und gefragt, ob Sie den Weg zu einem Bestimmten Ort kennen. Wenn Sie die Antwort nicht kannten, konnte man das wahrscheinlich auch ohne ein Wort schon erkennen. Sie haben vermutlich Ihre Mundwinkel stark heruntergezogen, den Kinnbuckel angehoben und Ihre Unterlippe nach vorne geschoben. Mit anderen Worten: Aufmerksame Beobachter:innen hätten den Facial Shrug sehen können.

Dieses nonverbale Signal, erkennbar an Mund und Kinn, bedeutet wörtlich übersetzt „Gesichtszucken“. Es ist die mimische Entsprechung des Schulterzuckens und stellt eine redeersetzende Geste (Emblem) dar, die auch ohne ergänzende Worte eine Botschaft transportiert. Dieses Signal der Mimik, sowie viele weitere, finden Sie ausführlich in der Mimikresonanz-Profibox.

Was der Facial Shrug bedeuten kann

Dieses Signal hat mehrere Bedeutungen. Wie bei allen mimischen Signalen gilt jedoch, dass Sie nicht anhand eines einzelnen Signals auf die Gefühls- oder Gedankenwelt Ihres Gegenübers schließen können, sondern stets auf Signalcluster achten sollten. Das mimische Schulterzucken kann dabei heißen:

  • kognitive Unschlüssigkeit im Sinne von:
    • „ich weiß nicht“
    • „ich bin nicht sicher“, wenn zusätzlich zu den normalen Erkennungsmerkmalen die Augenbrauen angehoben sind
    • „ich denke darüber nach“, wenn zusätzlich die Augenbrauen zusammengezogen und die Augenlider angespannt sind und der Blick ins Leere geht
  • in Kombination mit Kopfnicken sagt dieser Gesichtsausdruck „Respekt!“
  • kann auch Ungläubigkeit oder Verneinung ausdrücken

So erkennen Sie den Facial Shrug

Sie können sich anhand dieses einen Signals nicht sicher sein, aus welchem Grund Ihr Gegenüber diesen Gesichtsausdruck zeigt. Allerdings hilft allein das Erkennen des Signals für eine bessere Einordnung des möglichen Grundes. Schauen Sie sich das Bild rechts an und überprüfen Sie für sich, ob Sie die folgenden Merkmale erkennen. Denn anhand dieser Merkmale identifizieren Sie den Facial Shrug (im WOCS als F3.6 zu finden):

  • die Mundwinkel sind stark nach unten gezogen
  • unter den Mundwinkeln bilden sich Wölbungen und Falten
  • die Nasolabialfalten vertiefen sich (das sind die Falten, die sich rechts und links von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln ziehen und die viele im Alter als Schönheitsmakel empfinden)
  • der Kinnbuckel wird deutlich nach vorne geschoben
  • die Unterlippe schiebt sich nach vorne
  • die beteiligten Gesichtsmuskeln beim Facial Shrug sind der Mundwinkelniederzieher und der Kinnmuskel
ND_Facial Shrug

Der Facial Shrug als Einwandsignal

Der Facial Shrug gehört zu den sieben mimischen Einwandsignalen, die Ihnen verraten, dass Ihr Gesprächspartner noch unschlüssig ist und wahrscheinlich unausgesprochene Bedenken hat. Achten Sie besonders auf sehr schnelle und feine Bewegungen dieses Gesichtsausdrucks. Schließlich geben Ihnen diese nicht nur Aufschluss über unausgesprochene Einwände, sondern ebenso über Einwände, die der Person selbst noch nicht bewusst sind oder die sie verbergen möchte.

Quellen

Ekman, P. (2004). Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. München: Elsevier.

Bitti, P. E. R., Bonfiglioli, L., Melani, P., Caterina, R., & Garotti, P. (2014). Expression and communication of doubt/uncertainty through facial expression. Ricerche di Pedagogia e Didattica. Journal of Theories and Research in Education, 9(1), 159-177.

Eilert, D. W. (2016). Mimik lesen (30-Minuten-Reihe) (4th ed.). Offenbach: Gabal.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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