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„Das Herz klopft mir bis zum Hals“ – Kennen Sie diesen Ausspruch? Nicht nur körperliche Anstrengung wie Sport haben einen Einfluss darauf, wie schnell unser Herz pro Minute schlägt. Unsere Herzfrequenz wird auch von emotionalen Zuständen beeinflusst. Damit ist dieses Signal der Psychophysiologie (P1.2) ein wichtiges Signal der Körpersprache, um auf den inneren Zustand schließen zu können.

Was die Herzfrequenz bedeuten kann

Die Höhe der Herzfrequenz ist eine psychophysiologische Maßeinheit, die das Arousal eines Menschen widerspiegelt: Je höher die Herzfrequenz, desto höher das Erregungslevel.

  • das Hervortreten einer Ader oder das sichtbare Pochen an einem der drei Puls-Spots (s. Erkennungsmerkmale) stellt somit einen verlässlichen Hinweis auf einen Anstieg des Erregungslevels des vegetativen Nervensystems dar (Hoch-Arousal)
  • Hoch-Arousal-Emotionen sind z.B. Ärger, Angst, Freude oder aktivierende Trauer (wobei der Erregungsgrad in der aufgelisteten Reihenfolge abnimmt)
  • bei Trauer kann sich die Herzfrequenz sowohl beschleunigen (aktivierende Trauer) als auch verlangsamen (deaktivierende Trauer): Letztere ist allerdings durch ein niedriges Arousal gekennzeichnet
  • Niedrig-Arousal-Zustände sind durch ein Absinken der Herzfrequenz charakterisiert, dazu zählen z.B. Zufriedenheit, Entspannung und Mitgefühl.

Nur wenn die Herzfrequenz an einem der drei Puls-Spots deutlich wahrnehmbar ist, hat dieses Signal bei einer stark beschleunigten Herzfrequenz eine Wirkung auf andere Personen. Denn einen schnellen Puls deuten andere Personen als Stress. Dementsprechend lässt uns dies durchsetzungsschwächer und eher in einem Tiefstatus wirken. Gleichzeitig senken Stresssignale die Kompetenz, die uns andere Menschen zuschreiben. Dies gilt allerdings nicht, wenn die beschleunigte Herzfrequenz durch mimische Signale von Ärger begleitet wird. Denn Ärger wirkt nonverbal durchsetzungsstark und erhöht unseren von außen wahrgenommenen Status.

Pils-Spots - Eilert-AkademieSo erkennen Sie die Herzfrequenz

  • die Herzfrequenz wird schneller oder langsamer
  • ohne physiologische Messwerte ist mit dem bloßen Auge jedoch nur eine Beschleunigung der Herzfrequenz in Form der Pulswelle sichtbar

Die drei besten Spots, um die Pulswelle zu beobachten, sind:

  • der Schläfen-Spot im Bereich der Schläfen an den Enden der Kopfschlagader
  • der Hals-Spot an den Seiten des Halses – er zeigt die Pulswelle der Halsschlagadern
  • der Drosselgruben-Spot in der Drosselgrube – diese liegt zwischen den beiden Schlüsselbeinen: die Pulswelle ist hier durch die Drosselvene sichtbar

Stress und Wahrnehmungsfähigkeit

Ist unsere Herzfrequenz beschleunigt und damit unser Arousal hoch, registrieren wir weniger nonverbale Signale. Unter Stress erkennen wir damit nicht so gut, wie sich ein Mensch fühlt. Ebenso können Personen, die einen hohen Ruhepuls mit mehr als 80 Schlägen pro Minute haben, schlechter einschätzen, ob ihr Gegenüber lügt.

Aus diesem Grund haben wir das Mimikresonanz-Spezialtraining „Im Auge des Sturms: Klarer Kopf – klare Sicht“ entwickelt. Hierbei geht es darum, Ihre Kompetenz der Mimikresonanz nicht durch Stress vernebeln zu lassen. Einen kurzen Tipp kann ich Ihnen allerdings hier schon mitgeben: Wenn Sie Stress, zum Beispiel durch eine hohe Herzfrequenz, verspüren, nutzen Sie Ihre Atmung zur Regulation.

Atmen Sie ein paar Mal für vier Sekunden ein und für sechs Sekunden wieder aus. Das erhöht unmittelbar Ihre Herzratenvariabilität, die mit einer verbesserten Emotionserkennungsfähigkeit und einer Reduzierung von Wahrnehmungsfehlern in Zusammenhang steht. In der 12-Wochen-Wahrnehmungs-Challange der Mimikresonanz®-Profibox finden Sie eine ausführliche Beschreibung dieser kleinen Übung.

Quellen:

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Grossmann, I., Sahdra, B. K., & Ciarrochi, J. (2016). A Heart and A Mind: Self-distancing Facilitates the Association Between Heart Rate Variability, and Wise Reasoning. Front Behav Neurosci, 10, 68.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

Ein Kommentar

  1. Josef 31. Januar 2023 at 10:40 - Reply

    Hallo Dirk, besten Danke für die Impulse;)

    Josef

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