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Am Silvesterabend können Sie es sicher bei den Menschen um sich herum beobachten: Wenn um 0 Uhr das alte Jahr endet, schauen sie einander lächelnd an und wünschen sich ein frohes neues Jahr. Das Lächeln gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Mimik und ist dort unter den Signalen von Mund und Kinn zu finden (F3.1).

Was Lächeln bedeuten kann

Man könnte denken, dass wir dann lächeln, wenn wir uns freuen oder höflich sein möchten. Dabei kann es mehr bedeuten:

  • soziales Lächeln, wenn es isoliert in zwischenmenschlichen Interaktionen auftritt
  • Freude, wenn die Augen mitlachen
  • Zufriedenheit, wenn sich die Mundwinkel nur leicht, aber symmetrisch heben
  • Überlegenheit, wenn einseitig gelächelt wird
  • mimisches Kernelement weiterer Emotionen wie Verlegenheit, Stolz oder Liebe

Achtung: Dieses Signal ist die häufigste Maske, um negative Gefühle zu verstecken. In diesem Fall zeigt sich die wahre Emotion meist direkt vor dem Lächeln in Form einer Mikroexpression.

So erkennen Sie Lächeln

  • die Mundwinkel werden nach hinten und schräg nach oben gezogen
  • die Nasolabialfalte vertieft sich (die Falte zwischen Nasenflügel und Mundwinkel)
  • das Infraorbitaldreieck wird angehoben (der Wangenbereich über der Nasolabialfalte)
  • heben sich die Mundwinkel stark, können sich „Krähenfüßchen“ an den Augen bilden
  • es kann sich einseitig oder beidseitig zeigen

Die 4 Lächel-Arten

Aus neurobiologischer wie aus sozialer Sicht zeigen wir dieses Signal aus vier Gründen:

  1. Belohnungslächeln: um andere oder uns selbst zu bestärken; hier heben sich die Mundwinkel und bei Freude „lachen“ die Augen mit
  2. Dominanzlächeln: um sozialen Status auszudrücken; wir fühlen uns überlegen (zeigt sich durch einseitiges Lächeln oder leicht in den Nacken gelegten Kopf)
  3. Kooperationslächeln: um den Wunsch nach Kontaktaufnahme auszudrücken; wir lächeln eher mit geschlossenem Mund
  4. Zensurlächeln: um Stress zu maskieren oder zu regulieren; lächeln wir in einer für uns unangenehmen Situation, fühlen wir uns danach schneller wieder wohl

Zwischen Attraktivität und Dummheit

Lächeln wir, wirken wir attraktiver, intelligenter und selbstsicherer. Ebenso nähern sich andere Menschen leichter an, wir nehmen unsere Mitmenschen freundlicher wahr und sind leistungsfähiger beim Sport. Heben wir z.B. beim Joggen oder Radfahren die Mundwinkel, statt die Augenbrauen zusammenzuziehen, fühlen wir uns energievoller.

Zeigt sich das Signal hingegen in einer stressigen sozialen Situation, wirkt dies auf andere unangemessen, und wir werden als weniger sympathisch eingeschätzt. Auch nicht in jeder Kultur wirkt ein Lächeln gleich. In Russland gibt es z.B. die Redewendung „Lachen ohne Grund ist ein Zeichen für Dummheit“. Lächelt man dort in einer Verhandlung, wirkt dies unintelligent.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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