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Sie werden es sicherlich schon mal im Streit erlebt haben: Wenn Sie sauer sind und den anderen von Ihrer Sicht der Dinge überzeugen wollen, sprechen Sie auf einmal deutlich lauter, um dem Gesagten mehr Nachdruck zu verleihen. Die Lautstärke gehört ebenso zur Körpersprache und findet sich deswegen auch in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Stimme und ist dort unter dem Stimmklang zu finden (V1.2).

Was die Lautstärke bedeuten kann

  • Hinweis auf das Arousal:
    • laute Stimme = hohes Arousal, Hoch-Arousal-Emotionen (z.B. heißer Ärger, Angst oder Freude)
    • leise Stimme = niedriges Arousal, Niedrig-Arousal-Emotionen (z.B. Langeweile oder deaktivierende Trauer)
  • Ausnahme: bei der Hoch-Arousal-Emotion Scham sprechen wir leiser, weil wir den Impuls verspüren, uns verstecken zu wollen
  • Illustrator-Funktion: wir sprechen lauter, um Wörter oder einzelne Wortsilben zu betonen
  • Selbstsicherheit: wir sprechen lauter und schneller, je selbstsicherer wir uns fühlen

Menschen, die lauter sprechen, ohne dass sich ihre Stimme dabei überschlägt und höher wird, wirken selbstbewusster, durchsetzungsstärker und höher im Status, aber auch aggressiver. Eine laute Stimme stärkt in der Wirkung also das Durchsetzungsfeld im Motivkompass. Hingegen kann eine leise Stimme jemanden submissiv, aber auch verträglicher wirken lassen. Versucht jemand aber für andere erkennbar im Sinne einer Überkompensation mit einer lauten Sprechweise emotionalen Stress zu verbergen – ist die Stimme z.B. inkongruent zur restlichen Körpersprache oder unpassend für die Situation –, transportiert dies Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen.

So erkennen Sie die Lautstärke

Beachten Sie bei der Stimmanalyse besonders einen der wichtigsten Mimikresonanz-Grundsätze: Ohne Baseline sind Sie blind – oder in dem Fall taub. Deshalb achten wir bei diesem Signal immer auf den Vergleich zur alltäglichen Lautstärke einer Person.

  • die Stimme wird im Vergleich zur Baseline leiser
  • die Stimme wird im Vergleich zur Baseline lauter

Emotionsregulation durch Stimme

US-Forscher fanden anhand eines Experiments heraus, dass wir unsere Emotionen über unsere Stimme regulieren können. Sprechen wir z.B. bei Trauer schnell und laut – anstatt wie es für die Emotion üblich wäre langsam und leise – nehmen wir der Emotion die unangenehme Wirkung. Diese sogenannte emotionsinkongruente Sprechweise neutralisiert demnach nachweislich den stressenden Effekt der negativen Emotion auf die Physiologie, sprich Herzfrequenz und Blutdruck.

Diese Erkenntnis können Sie direkt für Ihr Emotionsmanagement nutzen: Wenn Sie sich z.B. das nächste Mal über etwas ärgern oder Sie vor einer Prüfung Angst haben, sprechen Sie darüber einfach mit einer langsamen und leisen Stimme. Wenn Sie traurig sind, sprechen Sie schnell und laut, also genau andersherum, als Sie es im Normalfall tun würden.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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