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Vielleicht ist es Ihnen auch schon mal so ergangen, dass Sie sich dabei ertappt haben, wie Sie Worte formulierten oder eine Geste benutzten, die eigentlich Ihre Partnerin oder Ihr Partner sonst verwendet. Dadurch, dass Sie viel Zeit miteinander verbringen und sich offenkundig sympathisch sind – sonst wären Sie ja nicht zusammen – übernehmen Sie ganz unbewusst sowohl verbale als auch nonverbale Verhaltensmuster.

Das tritt aber nicht nur bei Personen auf, die wir lange kennen. Auch wenn Sie mit einem Kollegen auf einen Kaffee zusammensitzen und dieser trinkt, neigen wir automatisch dazu, dann auch unsere Tasse zu heben.

Wir ahmen also den anderen nach: ein Signal, dass ausschließlich auftritt, wenn zwei Personen interagieren. Das Nachahmen ist in der Mimikresonanz®-Profibox im Beobachtungskanal „Interpersonelles Bewegungsverhalten“ unter dem Raumverhalten zu finden (I2.3).

Was das Nachahmen bedeuten kann

Das Maß des Nachahmens sagt grundsätzlich etwas über den Grad der Anziehung zwischen Menschen aus: Je häufiger es auftritt, desto höher sind tendenziell die Sympathie und emotionale Nähe in einer sozialen Begegnung.

  • Ein vermehrtes nonverbales Nachahmen mimischer Expressionen, z.B. das „Spiegeln“ eines Lächelns, signalisiert ein aktiviertes oder – wenn es Teil der Baseline der Person ist – ein vorherrschendes Harmonie-Motivfeld.
  • Ein höherer Oxytocin-Spiegel (typisch für das Harmonie-Motivfeld) geht mit stärkerem Nachahmen mimisch-emotionaler Signale einher, während Testosteron (charakterisiert das Durchsetzungs-Motivfeld) das Gegenteil bewirkt.
  • Mimisch-emotionales Nachahmen zeigt sich häufiger, wenn wir versuchen, unser Gegenüber zu verstehen und uns in die Person einzufühlen.

So erkennen Sie das Nachahmen

Auf der nonverbalen Ebene unterscheiden wir zwei Formen:

  1. das Nachahmen rein nonverbaler Signale, also eines Bewegungsverhaltens, wie dem Zurücklehnen des Körpers oder paraverbaler Elemente, indem z.B. die Sprechgeschwindigkeit übernommen wird
  2. das „Spiegeln“ emotionaler Signale, beispielsweise von Trauer in der Mimik, als Signal für Empathie

Auf der verbalen Ebene kann sich das Nachahmen bspw. darin zeigen, dass wir die Worte oder bestimmte Redewendungen unseres Gegenübers übernehmen.

Vom Chamäleon-Effekt und Sympathie

Das Nachahmen wird in der Forschung Chamäleon-Effekt genannt und bewirkt viel Positives. Es steigert das Sympathie-Empfinden und führt beim Flirten sogar dazu, dass wir unser Gegenüber eher wiedersehen wollen und ihn als sexuell attraktiver bewerten. Denn nonverbales Nachahmen schaltet in unserem Gehirn den „Gemeinsamkeitssucher“ an.

Wir nehmen daher verstärkt Ähnlichkeiten wahr, wenn wir die Körpersprache einer Person spiegeln. Im Gegensatz dazu fühlen wir uns durch ein „Nicht-gespiegelt-Werden“ zurückgewiesen und das Stresshormon Cortisol steigt ein – vor allem, wenn in unserer Persönlichkeit das Hamornie-Motivfeld dominiert.

Wenn Sie also Ihren Gegenüber für sich gewinnen wollen, können Sie ein subtiles Nachahmen auch durchaus ganz bewusst einsetzen. Aber Vorsicht: Machen Sie es zu offensichtlich, kann es auch als Nachäffen interpretiert werden und genau das Gegenteil bewirken.

Die neuronale Grundlage für das unbewusste und automatische nonverbale Nachahmen unserer Gesprächspartner ist übrigens das Spiegelneuronen-System in unserem Gehirn.

Quellen:

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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