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Angesichts der sommerlichen Temperaturen erfährt in diesen Tagen wohl jeder am persönlichen Leib, was es heißt, viel zu schwitzen. Das tun wir, damit unser Körper nicht überhitzt: Das Schwitzen ist sozusagen unsere körpereigene Klimaanlage. Denn wenn es draußen heiß ist, senden unsere Nervenzellen ein Alarmsignal an unser Gehirn. Dieses aktiviert die Schweißdrüsen und wir produzieren Schweiß, um die Wärme abzuleiten und den Körper zu kühlen. In der Fachsprache nennt man das „thermoregulatorisches Schwitzen“. Allerdings ist dies nur eine von drei „Schwitzarten“ als Signal der Psychophysiologie (P2.3), die Sie hier und in der Mimikresonanz®-Profibox finden.

Was Schwitzen bedeuten kann

Es gibt drei Auslöser, nach denen wir verschiedene Arten des Schwitzens unterscheiden:

  1. Thermoregulatorisches Schwitzen: wird durch eine Zunahme der (Körper-)Temperatur ausgelöst
  2. Gustatorisches Schwitzen: wird durch scharfe oder heiße Speisen ausgelöst
  3. Emotionales Schwitzen: wird durch eine emotionale Reaktion ausgelöst
  • emotionales Schwitzen weist generell auf ein hohes Arousal hin, es zeigt sich primär an den Handinnenflächen und Fußsohlen, tritt aber auch in den Achselhöhlen oder auf der Stirn auf
  • es kann auch bei sexueller Erregung entstehen und damit ein positives Flirtsignal sein
  • ebenso zeigt es sich bei kognitiver Anstrengung, z.B. an den Handinnenflächen
  • zu den schweißausbrechenden emotionalen Zuständen gehören vor allem Angst, Stress und Schmerz; hierbei spielt die Amygdala eine wichtige Rolle, die nach aktuellem Forschungsstand am emotionalen Schwitzen neuronal beteiligt zu sein scheint

So erkennen Sie Schwitzen

Jeder von ihnen kennt die berühmten Schweißflecken auf Hemden und bei sehr starkem Schwitzen ist nicht nur ein Schweißfilm auf der Haut zu erkennen, sondern sogar Schweißperlen. Aber können Sie emotionales Schwitzen von thermoregulatorischem oder gustatorischem Schwitzen unterscheiden?

Ab jetzt schon, wenn Sie auf Folgendes achten: Eine Schweißbildung an den Handinnenflächen und Fußsohlen weist vor allem auf emotional bedingtes und weniger auf temperaturabhängiges Schwitzen hin. Nicht umsonst verbinden wir einen feuchten Händedruck zum Beispiel mit Nervosität.

Angstschweiß und emotionales Schwitzen

Zeigt eine Person neben mimischen Signalen der Angst auch den berühmten Angstschweiß auf der Stirn, wirkt sie noch ängstlicher auf uns. Riechen wir diesen Angstschweiß unbewusst, steigt neuronal nachweisbar die Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit für Gesichtsausdrücke. Gleichzeitig werden für Empathie zuständige Gehirnareale sowie die Amygdala aktiviert. Derartige Reaktionen sind evolutionär bedingt. Denn wenn andere unsere Angst unbewusst über den Schweiß riechen, bewirkt allein dies eine messbare Veränderung in ihrer Gehirnaktivität, wodurch sie in Gefahrensituationen schnell reagieren können.

Im Gegensatz zum Schwitzen durch Hitze tritt emotionales Schwitzen plötzlich auf und wird umgangssprachlich auch als kalter Schweiß bezeichnet. Die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin verengen die feinen Blutgefäße der Haut und stellen so den Muskeln mehr Blut für eine Kampf- oder Fluchtreaktion zur Verfügung. Dadurch senkt sich die Temperatur der Haut, die durch die Verdunstungskälte des Schweißes noch weiter fällt. Beim thermoregulatorischen Schwitzen, z.B. beim Sport, steigt hingegen die Hauttemperatur.

Darüber hinaus hat emotionales Schwitzen noch einen weiteren Vorteil: Schweiß an den Handinnenflächen und den Fußsohlen erhöht die Reibung zwischen bspw. Hand und Felswand oder Fuß und Erdboden. Dadurch konnten wir damals in Stresssituationen besser klettern und wegrennen. Dieses Wissen nutzen wir übrigens auch heute noch intuitiv, wenn wir unsere Finger befeuchten, um eine Buchseite besser umzublättern.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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