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Wenn Sie im Ausland nach dem Weg gefragt werden und entweder die Sprache nicht verstehen oder schlicht die Antwort nicht wissen, werden Sie vermutlich mit den Schultern zucken. Denn dieses Emblem vermittelt weltweit die Aussage: „Ich weiß nicht.“ Das Schulterzucken gehört in meiner Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Gestik und ist dort unter den sprechenden Gesten zu finden (G2.3).

Was Schulterzucken bedeuten kann

Grundsätzlich drückt diese Geste Verneinung oder Distanzierung aus.

Es gibt jedoch drei Varianten, die sich nonverbal unterscheiden:

  • Gefühl: Gleichgültigkeit („Das ist mir egal“) oder Ablehnung („Ich mag das nicht“) wird häufig ausgedrückt durch Schulterzucken, kombiniert mit mindestens einem weiteren Element des Achselzuckens wie dem Nach-außen-Drehen der Unterarme oder einem seitlichen Neigen des Kopfes.
  • Innere Haltung: Unfähigkeit/ Resignation („Ich kann nichts machen“), Untätigkeit („Ich habe nichts gemacht“) oder Submission („Das liegt nicht in meiner Macht“) zeigt sich häufig durch das bloße Nach-außen-Drehen der Unterarme, sodass die Handinnenflächen nach oben zeigen.
  • Kognitive Unschlüssigkeit: erkennbar durch den Facial Shrug

Zeigt sich diese Bewegung als Mikrogeste, während die Person spricht, z.B. durch ein kurzes einseitiges Schulterzucken, ist dies ein möglicher Hinweis auf einen unausgesprochenen inneren Widerspruch.

Heben sich die Schultern an, während die Person lacht (in dieser Kombination eine Anti-Gravitationsgeste), ist dies ein zusätzlicher Hinweis auf Freude.

Zucken wir mit den Schultern, wirkt dies meist als Zeichen der Resignation, Unsicherheit und Submission. In manchen Situationen transportiert ein Schulterzucken aber auch eine gewisse Gleichgültigkeit und kann so auf andere den Eindruck machen, dass wir emotional wenig involviert sind.

So erkennen Sie Schulterzucken

  • die Schultern werden kurz angehoben und wieder fallen gelassen
  • kann sich einseitig oder beidseitig zeigen
  • häufigstes Element der emblematischen Geste des „Achselzuckens“ – gemeinsam mit dem Facial Shrug

Wie das Schulterzucken im Gehirn „verdrahtet“ ist

In unserer rechten Gehirnhälfte werden die Emotionen verarbeitet, die durch eine Vermeidungsmotivation geprägt sind, z.B. Verlegenheit. Gleichzeitig steuert die rechte Gehirnhälfte auch die Bewegung unserer linken Schulter. Dieser Zusammenhang erklärt, warum einseitiges Schulterzucken meistens links auftritt. Denn da das Zucken der Schultern grundsätzlich ein Signal für Verneinung/ Distanzierung ist, drückt es einen Zustand aus, der durch eine Vermeidungsmotivation gekennzeichnet ist.

Quellen

Debras, C. (2017). The shrug. Gesture, 16(1), 1-34.

Demaree, H. A., Robinson, J. L., Everhart, D. E., & Youngstrom, E. A. (2005). BEHAVIORAL INHIBITION SYSTEM (BIS) STRENGTH AND TRAIT DOMINANCE ARE ASSOCIATED WITH AFFECTIVE RESPONSE AND PERSPECTIVE TAKING WHEN VIEWING DYADIC INTERACTIONS. International Journal of Neuroscience, 115(11), 1579-1593.

Ekman, P. (2003). Darwin, Deception, and Facial Expression. Annals of the New York Academy of Sciences, 1000(1), 205-221.

Givens, D. (2002). The Nonverbal Dictionary of Gestures, Signs & Body Language Cues. From Adam’s-Apple-Jump to Zygomatic Smile. Spokane, Washington: Center for Nonverbal Studies Press.

Givens, D. B. (2015). Nonverbal Neurology: How the Brain Encodes and Decodes Wordless Signs, Signals, and Cues. In A. Kostić & D. Chadee (Eds.), The Social Psychology of Nonverbal Communication (pp. 9-30). London: Palgrave Macmillan UK.

Keltner, D., & Anderson, C. (2000). Saving Face for Darwin: The Functions and Uses of Embarrassment. Current Directions in Psychological Science, 9(6), 187-192.Kendon, A. (2004). Gesture. Visible Action as Utterance. New York, NY: Cambridge University Press.

Lausberg, H. (2013). Understanding Body Movement. A Guide to Empirical Research an Nonverbal Behaviour. Frankfurt a.M.: Internationaler Verlag der Wissenschaften.

Morris, D. (2002). People Watching. The Desmond Morris Guide to Body Language. London: Vintage Books.

 

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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