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Gerade wenn der Text gerade fertig ist, stürzt das Computerprogramm ab und Sie müssen alles nochmal schreiben. Oder Sie versuchen ein Stück Garn durch die Öse einer Nadel zu fädeln und es klappt nicht. Menschen mit wenig Geduld werden bei solchen Kleinigkeiten schnell wütend, weil etwas nicht so gelingt wie es soll. In diesen Situationen sieht man in deren Gesichtern bestimmt angespannte Lippen. Das Anspannen der Lippen gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Mimik und ist dort unter den Signalen von Mund und Kinn zu finden (F3.9).

Was das Anspannen der Lippen bedeuten kann

  • zuverlässiges Zeichen für die Emotion Ärger
  • auch stark kontrollierter („heißer“) Ärger (z.B. Wut oder Zorn), wenn keine weiteren Signale in der Mimik existieren

Angespannte Lippen transportieren Ärger und wirken dementsprechend durchsetzungsstark, aber auch weniger zugänglich. Dabei ist es unerheblich, ob wir wirklich Ärger spüren oder unser Gesicht ungewollt im neutralen Zustand Spuren von Ärger zeigt. Studien konnten beispielsweise zeigen, dass Menschen mit dünneren Lippen (die wirken, als wären sie angespannt) von anderen eher als verschlossen, reserviert und unkommunikativ eingeschätzt werden.

So erkennen Sie das Anspannen der Lippen

  • die Lippen werden angespannt und schmaler, aber nicht gepresst
  • die Lippen werden nach innen gerollt, sodass das „Rot“ mitunter verschwindet
  • unter und über den Lippen können kleine Fältchen entstehen

Pressen vs. Anspannen der Lippen

Das Anspannen der Lippen (F3.9) ist im Gegensatz zum Zusammenpressen (F3.8) ein zuverlässiges Zeichen für Ärger. Der Hauptunterschied besteht darin, dass beim Anspannen der Lippen diese nach innen gerollt und nicht zusammengepresst werden.

Resting Bitch Face

Wer ein “Resting Bitch Face“ hat, wird häufig gefragt, was denn los sei oder aufgefordert, doch mal zu lächeln. Denn er oder sie sieht verärgert oder schlecht gelaunt aus, obwohl er oder sie in der eigenen Wahrnehmung einen neutralen Gesichtsausdruck zeigt. Eine Studie ermittelte den Hintergrund dieses Phänomens: Für gewöhnlich wirkt ein neutraler Gesichtsausdruck zu ca. drei Prozent emotional, beispielsweise kann durch dünne Lippen eine leichte Verärgerung transportiert werden.

Beim Resting Bitch Face sind es bis zu sechs Prozent und dabei hauptsächlich Anzeichen für Verachtung. Berühmte Beispiele dafür sind Kristen Stewart, Angelina Jolie oder Kanye West.

Quellen

Ekman, P. (2004). Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. München: Elsevier.

Keating, C. F. (1985). Human Dominance Signals: The Primate in Us. In S. L. Ellyson & J. F. Dovidio (Eds.), Power, Dominance, and Nonverbal Behavior (pp. 89-108). New York, NY: Springer.

Montepare, J. M., & Dobish, H. (2003). The contribution of emotion perceptions and their overgeneralizations to trait impressions. Journal of Nonverbal Behavior, 27(4), 237-254.

Rogers, J., & Macbeth, A. (2016). Throwing Shade: The Science of Resting Bitch Face.

Rozin, P., Lowery, L., Imada, S., & Haidt, J. (1999). The CAD triad hypothesis: A mapping between three moral emotions (contempt, anger, disgust) and three moral codes (community, autonomy, divinity). Journal of Personality and Social Psychology, 76(4), 574-586.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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