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An Heiligabend kommt in vielen Familien mit kleinen Kindern der Weihnachtsmann. Häufig ist es üblich, dass diese dann ein Gedicht aufsagen müssen, um ihr Geschenk zu bekommen. Manche Kinder, die vielleicht besonders nervös sind, bewegen dabei ihre Augen entweder unsicher hin und her oder blicken nach links oder rechts oben, wenn ihnen eine Zeile des Gedichts nicht einfällt und sie darüber nachdenken, wie es mit dem Text weiterging. In der Mimikresonanz®-Profibox sind die Augenbewegungen unter dem Mimik-Beobachtungskanal im Bereich der Signale von Augen und Nase zu finden (F2.1).

Was Augenbewegungen bedeuten können

In der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) ist die Annahme weit verbreitet, dass Augenbewegungen etwas darüber verraten, welches Wahrnehmungssystem bei einer Person gerade innerlich aktiviert ist, also ob sie gerade in Bildern, Tönen oder Gefühlen denkt. Trotz intensiver wissenschaftlicher Recherche konnten wir jedoch nur drei Studien finden, welche die Theorie der Augenzugangshinweise lediglich in Teilen bestätigen.

Das Ergebnis:

  • Wenn ein Mensch seine Augen nach oben links oder rechts bewegt, oder seinen Blick defokussiert geradeaus richtet, dann weist dies mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass die Person innerlich gerade Bilder sieht.
  • Eine Augenbewegung auf horizontaler Ebene nach links oder rechts oder nach unten links war hingegen nur selten damit verbunden, dass die Person innerlich auditiv (z.B. Töne oder Stimmen) wahrnimmt.
  • Die Bewegung der Augen nach unten rechts stand in keiner der bisher veröffentlichten Studien in einem signifikanten Zusammenhang mit dem inneren Erleben von Gefühlen oder Tastempfindungen.

So erkennen Sie Augenbewegungen

  • die Augen bewegen sich, weil innerlich Informationen abgerufen oder verarbeitet werden
  • die Augen bewegen sich nicht aufgrund visueller Verarbeitung, also nicht, um etwas im Außen anzuschauen, beispielsweise eine Person oder einen Gegenstand, sondern der Blick geht ins „Leere“

Nachdenken an den Augenbewegungen erkennen?

Sollen Beobachter anhand der Mimik und Augenbewegungen einschätzen, ob eine Person ihre Aufmerksamkeit nach innen oder außen richtet, liegt die Trefferquote bei nur 62 Prozent. Dies ist zwar besser als der Zufall, bedeutet aber: Bewegen wir, während wir sprechen oder zuhören, unsere Augen, so schätzen das andere intuitiv nicht immer richtig als Nachdenken ein.

Zudem kann ein unsteter Blick, also eine zu hohe Augenbewegungsrate, sogar unsicher wirken und dazu führen, dass unser Gegenüber uns als weniger kompetent einschätzt.

Augenbewegungen und Lügen

Selbst bei der Polizei wird angenommen, dass spezifische Augenbewegungen etwas darüber verraten, ob eine Person lügt. In dem Thriller „Verhandlungssache“ z.B. spielt Samuel L. Jackson einen Verhandlungsexperten, der spektakulär eine Lüge entlarvt, weil sein Gegenüber nach rechts oben schaut. Studien konnten aber bislang nicht belegen, dass irgendein Zusammenhang zwischen Lügen und der Blickrichtung existiert. Hierbei handelt es sich also um einen Körpersprachemythos.

Was aber belegt ist, ist die Tatsache, dass schnelle und ruckartige Augenbewegungen allgemein auf eine Lüge hinweisen können. Diese Bewegungen nennen sich Sakkaden, die Augen springen dabei von einem Punkt zum anderen. Eine erste Studie dazu ergab, dass 68 Prozent der Probanden beim Lügen mehr Sakkaden, also Blicksprünge zeigten.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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