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Haben Sie schon einmal ein Geschenk gemacht und gedacht, Sie treffen damit voll ins Schwarze? Und erst später stellte sich heraus, dass Sie doch nicht so richtig mit Ihrer Einschätzung lagen? Das kann daran liegen, dass Sie falsche Freude nicht von wahrhaftiger Freude unterschieden haben.
Falsche Freude von echter zu unterscheiden ist nicht nur im privaten, sondern auch im beruflichen Kontext eine wertvolle Fähigkeit. Ob Sie nun im Verkauf erkennen wollen, ob Sie Ihre Kund:innen überzeugt haben, oder ob das Geschenk an Ihren Herzensmensch gut ankam. Ein soziales Lächeln zu demaskieren verhilft Ihnen zu einer klaren Sicht und besserem Verständnis in der Welt der nonverbalen Kommunikation. Sie sind so in der Lage, authentische Verbindungen zu anderen Menschen herzustellen und zu pflegen.
Allerdings wird uns das Erkennen echter Freude nicht ganz einfach gemacht. Durch unsere Erziehung oder verschiedene Medien erlernen wir Glaubenssätze über Lächeln und Freude, die so jedoch nicht ganz zutreffend sind. Hier lernen Sie die Mythen über Freude zu entzaubern und falsche Freude zu erkennen.
Die Mythen der Körpersprache über Freude
Tatsächlich bestehen über Freude gleich zwei Mythen der Körpersprache, die es zu entzaubern gilt.
- Wer lächelt, ist glücklich.
- Echte Freude zeigt sich an Fältchen an den Augen.
Falsche Freude und das Lächeln
Ein weit verbreiteter Mythos ist: Wenn jemand lächelt, ist der oder diejenige glücklich. So einfach ist es im Alltag dann leider doch nicht. Dieser Mythos entstand wahrscheinlich aus dem Grund, dass wir eben auch dann lächeln, wenn wir uns aufrichtig freuen. Allerdings ist das nur einer der Gründe fürs Lächeln.
Aus neurobiologischer Sicht lächeln wir nämlich aus vier verschiedenen Gründen:
- Wenn wir uns freuen: Dieses Lächeln zeigen wir, wenn wir in Kontakt mit unseren Ressourcen sind, ein Wert von uns erfüllt wird und wir wirklich glücklich sind. Dieses Lächeln lässt sich auch als Belohnungslächeln beschreiben, denn das Belohnungsnetzwerk des Gehirns wird hierbei aktiviert.
- Weil wir uns überlegen fühlen: Dieses Lächeln zeigen wir, wenn wir Dominanz ausstrahlen wollen oder die Emotion Stolz verspüren. Es handelt sich also um eine Dominanzlächeln.
- Um in Kontakt zu gehen: Wir lächeln auch, um die Beziehung zu anderen Menschen zu stärken. Dieses Kooperationslächeln zeigen wir besonders, um zu beschwichtigen und um friedlich zu wirken.
- Wenn wir eine andere Emotion maskieren wollen: Tatsächlich lächeln wir auch dann, wenn uns eigentlich gar nicht danach zumute ist. Mit so einem Zensurlächeln verstecken wir unangenehme Gefühle und versuchen sie so zu regulieren.
Bei einem Lächeln, ohne ein weiteres zuverlässiges Zeichen für echt erlebte Freude, handelt es sich also um ein soziales Lächeln. Wir wollen dem Gegenüber mit diesem Lächeln etwas mitteilen, wohingegen wir für ein Belohnungslächeln keinen Beobachtenden brauchen.
So erkennen Sie falsche Freude
Der beste Weg falsche Freude zu enttarnen, ist es, echte Freude zu erkennen. Hier kommt der zweite Mythos der Körpersprache über Freude ins Spiel. Denn bei vielen Menschen ist der Glaube verbreitet, dass kleine Fältchen in der Augenpartie echte Freude anzeigen.
Das ist allerdings kein zuverlässiges Zeichen. Denn Falten bilden sich auch, wenn wir die Mundwinkel sehr stark anheben – ohne, dass Freude der Grund für das Lächeln sein muss. Wie lässt sich falsche Freude dann von echter trennen? Ein eindeutiges Zeichen für echt erlebte Freude ist das sogenannte Duchenne-Lächeln, das sich ebenfalls in den Augen zeigt, in Kombination mit einem Lächeln.
Das Duchenne-Lächeln ist nach dem französischen Physiologen und Neurologen Guillaume-Benjamin Duchenne benannt. Es handelt sich hierbei um „lachende“ Augen. Zwar können sich auch hierbei kleine Fältchen, die bekannt als „Krähenfüße“ sind, bilden, aber ein zuverlässigeres Zeichen ist das Absenken der Augendeckfalte und des äußeren Augenbrauenbereichs. Dadurch, dass sich zusätzlich zumeist die untere Augenlidfalte vertieft, wirkt die Augenöffnung oft kleiner.
Allerdings ist auch beim Duchenne-Lächeln Vorsicht vor falscher Freude geboten. Studien zeigen, dass ca. 28% der Bevölkerung auch ein Duchenne-Lächeln vortäuschen können. Wie Sie auch dieses falsche Lächeln enttarnen unter anderem, erfahren Sie in der Mimikresonanz-Profibox.
Wozu führt das Erkennen falscher Freude?
Zunächst ist es wichtig, die bestehenden Mythen der Körpersprache über Freude zu entzaubern. Obwohl sich diese Annahmen nicht wissenschaftlich bestätigt haben, oder in Studien gar widerlegt wurden, halten sich die Mythen hartnäckig. Doch es ist wichtig, diese Mythen zu entzaubern. Denn wir richten anhand dieser Annahmen und Glaubenssätze unser Handeln in Interaktionen aus. Der zweite Schritt ist, echt erlebte von falscher Freude zu unterscheiden. Dies wird Ihnen helfen Ihre Mitmenschen korrekt wahrzunehmen und daran ausgerichtet reagieren zu können.
Besonders im Coaching ist das Erkennen von echter Freude extrem relevant. Das Duchenne-Lächeln, also das Anspannen des äußeren Augenmuskelrings, ist ein kulturübergreifendes Zeichen für aktivierte emotionale Ressourcen. Wenn Sie falsche Freude nun verwechseln mit einer aktivierten Ressource, entfalten Sie nicht die volle Wirkungskraft des Coachings. Das bedeutet im Umkehrschluss, wahre Freude im Sinne eines nonverbalen Ressourcenmarkers zu erkennen hilft Ihnen und Ihren Klient:innen kraftvollere Coaching-Ergebnisse zu erzielen.
Gunnery, S., Hall, J. A., & Ruben, M. (2013). The Deliberate Duchenne Smile: Individual Differences in Expressive Control (Vol. 37).
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