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Ein weit verbreiteter Mythos der Körpersprache ist, dass Falten oder gar die Kopfform etwas über unsere Persönlichkeit aussagen. Dabei gibt es keinen eindeutigen Zusammenhang, dass beispielsweise Menschen mit einer „Zornesfalte“ zum Jähzorn neigen. Tatsächlich wurde die Idee sogar wissenschaftlich widerlegt.

Was Falten über die Persönlichkeit sagen – oder eben nicht

Sicher kennen Sie die berühmten Sorgenfalten auf der Stirn, die Zornesfalte zwischen den Augenbrauen oder die sogenannte Marionetten-Falte, für die unter anderem Angela Merkel bekannt ist.

Sharpai Hund mit Falten - Warum Falten wichtig sind

Wir schreiben diesen Falten oft allein durch unsere Bezeichnungen schon emotionale Qualitäten zu. Sorgenfalten beispielsweise treten beim emotionalen Ausdruck von Angst oder Trauer auf, weil bei beiden Expressionen horizontale Falten auf der Stirn sichtbar sind. Allerdings sind auch begriffsunabhängige Assoziationen damit verbunden. Zum Beispiel wirken Menschen mit ausgeprägten Marionetten-Falten eher melancholisch, weil die Mundwinkel heruntergezogen aussehen. Wenn Sie Ihren Gegenüber richtig einschätzen und Körpersprache präzise deuten wollen, nehmen Sie sich vor solchen Fehlleitungen in Acht.

Es ist ein Irrglaube, Menschen mit ausgeprägten Sorgenfalten, seien generell eher grüblerisch, sowie eine Zornesfalte nicht auf ausgeprägten Jähzorn hinweist. Dieser Mythos der Körpersprache stammt aus dem 19. Jahrhundert, wo Falten oder sogar die Schädelform auf Charaktereigenschaften hinweisen sollten. Heutige Studien widerlegen jedoch den Zusammenhang eindeutig und entzaubern dadurch diesen Mythos.

Warum Falten wichtig sind

Gerade in der heutigen Gesellschaft gehört es zum ästhetischen Schönheitsideal eine möglichst glatte Haut zu haben. Die schier unendliche Auswahl an Anti-Falten- und Anti-Aging-Mittelchen zeigt das deutlich. Dabei hat unsere mimische Fähigkeit Falten zu bilden einen enormen Vorteil.

Denn Falten kennzeichnen durchaus einen emotionalen Zustand, wenn das Signal eben von dem neutralen Zustand (der sogenannten Baseline) abweicht. So ist das Zusammenziehen der Augenbrauen, bei dem sich eine Falte auf der Glabella bildet, unter anderem ein mögliches Zeichen für Ärger. Wie Sie Mimik zuverlässig und genau lesen und interpretieren können, lernen Sie in der Mimikresonanz-Profibox.

Darüber hinaus ist die Fähigkeit zur Falten-Bildung die Grundlage der Empathie. Studien haben gezeigt, dass eine unbewegliche Mimik, beispielsweise durch das Nervengift Botox, die Empathie hemmt. Wer den Falten also mit allen Mitteln den Kampf ansagt, senkt seine Empathie und die Fähigkeit, die Mimik anderer besser und schneller zu erkennen.

Das Fazit aus diesem Mythos der Körpersprache lautet also: Zwar sagen Falten nichts über die allgemeine Persönlichkeit aus, dennoch sind sie äußerst wichtig für die zwischenmenschliche Kommunikation.

Quellen

Alley, T. R. (1988). Social and applied aspects of perceiving faces. Hillsdale, NJ: Erlbaum.

Berggren, M., Stenvall, M., Englund, U., Olofsson, B., & Gustafson, Y. (2016). Co-morbidities, complications and causes of death among people with femoral neck fracture – a three-year follow-up study. BMC Geriatr, 16, 120. doi:10.1186/s12877-016-0291-5

Neal, D. T., & Chartrand, T. L. (2011). Embodied Emotion Perception. Social Psychological and Personality Science, 2(6), 673-678. doi:10.1177/1948550611406138

Parker Jones, O., Alfaro-Almagro, F., & Jbabdi, S. (2018). An empirical, 21st century evaluation of phrenology. bioRxiv. Retrieved from http://biorxiv.org/content/early/2018/01/05/243089.abstract

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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