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Heutzutage shoppen wir ja fast nur noch online. Aber Sie erinnern sich vielleicht an frühere Zeiten, wo Sie mit Ihrem Mann, Ihrer Frau, Kumpel oder Freundin einkaufen waren und in der überfüllten Boutique Kleider- oder Hemdenständer durchschauten. Bügel raus, hochhalten, dem anderen zeigen, Kopfschütteln, Bügel wieder rein, nächstes Exemplar. Selten ist Kommunikation so kurz und wortlos eindeutig wie in solchen Situationen. Das Kopfschütteln gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Gestik und hier zu den sprechenden Gesten (G2.2).

Was das Kopfschütteln bedeuten kann

In den allermeisten Kulturen bedeutet es ein Nein oder eine Verneinung.

  • es kann aber auch für eine positive oder negative Bewertung stehen:
    • steigernde Bewertung: Das Kopfschütteln zeigt sich meist im Zusammenhang mit verstärkenden Wörtern wie „sehr“, „wirklich“ oder „ganz“ (z.B. „Das hat wirklich Spaß gemacht“) und drückt damit nonverbal die Intensivierung der Bewertung aus.
    • absolute Bewertung: Drückt einen absoluten und unveränderbaren Zustand aus. Äußert jemand z.B. ein Lob mit den Worten „Das ist absolut perfekt“ und schüttelt dabei den Kopf, verneint er damit jegliche Möglichkeiten einer Verbesserung.
  • ebenfalls möglich: Verachtung. Hierfür sind jedoch weitere Signale nötig wie z.B. das einseitige Einpressen des Mundwinkels
  • Verteidigungshaltung im Sinne von „Ich bin nicht schuld“, „Ich kann nichts machen“: meist in Kombination mit Elementen des Achselzuckens, speziell dem Nach-außen-Drehen der Unterarme.
  • Inkongruenz, wenn es als Mikrogeste (nur leichte Kopfbewegung) beim Sprechen auftritt und der inhaltlichen Aussage widerspricht (z.B. „Ja, das mache ich gerne“). Dies ist ein Hinweis auf ein inneres Nein der Person.

Mit einem Kopfschütteln drücken wir deutlich erkennbar für andere Verneinung sowie Ablehnung aus und signalisieren damit klar: Nein.

So erkennen Sie das Kopfschütteln

  • der Kopf wird im Wechsel nach links und rechts bewegt

Redeersetzende Gesten

Das Kopfnicken, Kopfschütteln und Schulterzucken sind die häufigsten redeersetzenden Gesten. Grund hierfür sind der Kopfwendemuskel und der obere Trapezmuskel, die beide eine zentrale Rolle bei der Bewegung des Kopfes und der Schulter spielen (bei der Schulter nur der Trapezmuskel). Denn sie lassen sich nicht nur bewusst kontrollieren, sondern werden auch emotional und unwillentlich durch den ventralen Vaguskomplex beeinflusst, auch als soziales Nervensystem bekannt.

Quellen

Bevacqua, E., Heylen, D., Pelachaud, C., & Tellier, M. (2007). Facial feedback signals for ECAs. Paper presented at the AISB.

Ekman, P. (2003). Darwin, Deception, and Facial Expression. Annals of the New York Academy of Sciences, 1000(1), 205-221.

Goodwin, C., & Goodwin, M. H. (1987). Concurrent operations on talk: Notes on the Interactive Organization of Assessments. IPrA papers in pragmatics, 1(1), 1-54.

Kendon, A. (2002). Some uses of the head shake. Gesture, 2(2), 147-182.

Matsumoto, D., & Sung Hwang, H. (2013). Emotion Response System Coherence. In.

McClave, E., Kim, H., Tamer, R., & Mileff, M. (2007). Head movements in the context of speech in Arabic, Bulgarian, Korean, and African-American Vernacular English. Gesture, 7(3), 343-390. doi:10.1075/gest.7.3.04mcc

Porges, S. W. (2010). Die Polyvagal-Theorie. Neurophysiologische Grundlagen der Therapie. Paderborn: Junfermann.

Schandry, R. (2006). Biologische Psychologie (2. überarbeitete Auflage ed.). Weinheim: Beltz.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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