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Gute Schauspieler sind Meister darin, ihre Körperorientierung zu beherrschen. Denn wenn Sie im normalen Arbeitsleben mit jemandem zusammenarbeiten, mit dem Sie vielleicht nicht ganz auf einer Wellenlänge sind, werden Sie immer dazu tendieren, sich leicht abzuwenden, Distanz zu wahren oder den Blickkontakt zu unterbrechen. Schauspieler dürfen das nicht. Selbst wenn ihnen der Kollege nicht unbedingt sympathisch ist, müssen sie so tun als sei er es, wenn es das Drehbuch erfordert.
Die Körperorientierung gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal “Interpersonelles Bewegungsverhalten” und dort zum Raumverhalten (I2.2).
Was die Körperorientierung bedeuten kann
- Zugewandtheit oder Sympathie, wenn der Orientierungswinkel direkter ist (s. Erkennen des Signals)
- Interesse oder prosoziale Emotionen, z.B. Liebe und Mitgefühl (häufig verbunden mit Vorlehnen des Oberkörpers)
- Verlegenheit, Scham, Verachtung oder interpersoneller Ekel, wenn wir uns abwenden
- Orientierungskongruenz: die unteren, eher stabilen Körpersegmente zeigen mehr die primäre, übergeordnete Aufmerksamkeit an, während die oberen, beweglicheren Bereiche die sekundäre, eher kurzfristige Aufmerksamkeit signalisieren
Interpersonelle Distanz und Körperorientierung spielen eine entscheidende Rolle für die Wirkung des zwischenmenschlichen Miteinanders: Je größer Nähe und nonverbale Zuwendung sind, desto vertrauter und positiver bewerten außenstehende Personen die soziale Interaktion.
So erkennen Sie die Körperorientierung
Wir unterscheiden zwei Aspekte:
- Orientierungswinkel
- direkt gegenüber
- im 90-Grad-Winkel zueinander
- nebeneinander (Schulter an Schulter)
- Orientierungskongruenz
- in welchem Ausmaß wendet sich eine Person einer anderen nonverbal zu oder ab
- 4C-Regel:
- Chin = Kinn
- Chest = Brustkorb/ Schultergürtel
- Center of Body Mass = Körperschwerpunkt/ Bauchnabel
- Cap of Toe = Fußspitzen
Körperorientierung und Intimitätsgleichgewicht
Intimitätsgleichgewicht bedeutet, dass Menschen sich in ihrem interpersonellen Bewegungsverhalten zueinander so verhalten möchten, dass das nach außen gezeigte Maß an Vertrautheit dem innerlich empfundenen Intimitätslevel entspricht. Ganz entscheidend sind hier Blickkontakt, räumliche Nähe und nonverbale Zuwendung. Wenn uns eine Person z.B. räumlich zu nahe kommt, und wir empfinden dies als unangenehm, reagieren wir kompensierend, indem wir die Körperorientierung verändern und uns leicht abwenden oder den Blickkontakt unterbrechen. Empfinden wir die Nähe als angenehm, reagieren wir hingegen vielleicht mit einem Lächeln.
Das lässt sich auch in öffentlichen Verkehrsmitteln beobachten, in denen wir dazu neigen, unseren persönlichen Raum zu “bewachen”. Wir grenzen uns bspw. physisch ab, indem wir die Tasche neben uns auf dem Sitz platzieren oder psychisch, indem wir uns mit Kopfhörern oder dem fokussierten Blick aufs Smartphone abschotten.
Quellen
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