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Ich habe zwei Töchter und wenn wir als Familie unterwegs sind und zwischendurch für längere Zeit kein WC aufzufinden ist, dann stehen die beiden mit überkreuzten Beinen da. Denn so lässt sich der Drang leichter unterdrücken. Wenn allerdings nicht gerade ein menschliches Grundbedürfnis die Ursache ist, kann der Stand auch anderes aussagen.

Er gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal des Fuß- und Beinverhaltens und ist dort unter der Fuß- und Beinhaltung zu finden (L1.3).

Was der Stand bedeuten kann

Der Stand zeigt primär den subjektiv empfundenen sozialen Status einer Person an. Dabei lassen sich besonders zwei Arten unterscheiden:

  • breiter Stand = hohes Statusempfinden und aktiviertes Durchsetzungs-Motivfeld
  • schmaler Stand = niedriges Statusempfinden und aktiviertes Harmonie-Motivfeld
  • Raumeinnehmende Bewegungen (z.B. in die Hüften gestemmte Arme und ein entsprechender breiter Stand) sind typisch für die Emotionen Stolz und Triumph (achten Sie hier aber in jedem Fall auf die begleitende Mimik und die weiteren nonverbalen Signale)

Somit beeinflusst der insbesondere die Statuswirkung einer Person. Während ein breiter Stand einen hohen Status suggeriert, verringert ein schmaler bzw. ein überkreuzter Stand den von anderen wahrgenommenen Status. Häufige Gewichtsverlagerungen und ein damit einhergehendes Schwanken transportieren Unsicherheit, Nervosität und emotionale Instabilität. Dies wirkt sich beispielsweise auch negativ darauf aus, welche Kompetenz und welchen Status andere Personen uns zuschreiben.

So erkennen Sie den Stand

Beim erkennen dieses Signals erweitern wir die beiden Unterscheidungskriterien, sodass wir hier insgesamt vier Arten voneinander unterscheiden:

  1. Neutraler Stand: Die Füße/ Beine berühren sich nicht und stehen maximal hüftbreit auseinander.
  2. Breiter Stand: Die Füße/ Beine stehen weiter als hüftbreit auseinander.
  3. Geschlossener Stand: Die Füße/ Beine berühren sich im Stehen, sind aber nicht überkreuzt.
  4. Überkreuzter Stand: Die Füße/ Beine sind im Stand überkreuzt.

Die vier Standarten können in zwei unterschiedlichen Varianten auftreten:

  1. a) Das Körpergewicht ist auf beide Beine gleichmäßig verteilt.
  2. b) Das Gewicht ruht hauptsächlich auf einem Standbein.

Der Stand in Sport und Politik

Der Stand beeinflusst sowohl unsere eigene Wahrnehmung als auch die anderer Personen über uns. Eine Studie konnte z.B. zeigen, dass im Sport Fußballern mit einer dominanten Körperhaltung mehr positive Leistungsmerkmale zugeschrieben wurden als denen mit einer submissiven Körpersprache. Nimmt also ein Spieler bspw. vor einem Elfmeter einen breiten Stand ein, könnte er die gegnerische Mannschaft einschüchtern.

Doch der Stand wirkt nicht nur nach Außen, sondern auch nach Innen. So konnte eine Studie belegten, dass die Verlagerung unseres Körpergewichts unsere Bewertung von politischen Aussagen prägt. Mit Hilfe eines Balance-Boards fanden holländische Forscher heraus, dass die Probanden Statements von Politikern eher linken Parteien zuordneten, wenn ihr Körperschwerpunkt mehr links lag und mehr rechten Parteien, wenn sie ihr Gewicht auf rechts verlagerten. Das zeigt einmal mehr, wie unsere Körpersprache unbewusst kognitive Metaphern aktiviert und so unser Urteil formt. Mit der rechten Seite assoziieren wir eher konservative Einstellungen und mit der linken liberale Werte.

Quellen

Bailey, A. H., & Kelly, S. D. (2015). Picture Power: Gender Versus Body Language in Perceived Status. Journal of Nonverbal Behavior, 39(4), 317-337. 

Dijkstra, K., Eerland, A., Zijlmans, J., & Post, L. S. (2012). How body balance influences political party evaluations: a wii balance board study. Front Psychol, 3, 536.

Exline, R. V. (1985). Multichannel Transmission of Nonverbal Behavior and the Perception of Powerful Men: The Presidential Debates of 1976. In S. L. Ellyson & J. F. Dovidio (Eds.), Power, Dominance, and Nonverbal Behavior (pp. 183-206). New York, NY: Springer.

Furley, P., Dicks, M., & Memmert, D. (2012). Nonverbal behavior in soccer: The influence of dominant and submissive body language on the impression of success of soccer player. Journal of Sport & Exercise Psychology, 34(1), 61-82.

Keating, C. F. (2011). Channeling charisma through face and body status cues. Social psychological dynamics, 93-111.

Koppensteiner, M., & Grammer, K. (2010). Motion patterns in political speech and their influence on personality ratings. Journal of Research in Personality, 44(3), 374-379.

Matsumoto, D., & Hwang, H. S. (2012). Evidence for a nonverbal expression of triumph. Evolution and Human Behavior, 33(5), 520-529.

Tracy, J. L., & Matsumoto, D. (2008). The spontaneous expression of pride and shame: Evidence for biologically innate nonverbal displays. Proceedings of the National Academy of Sciences, 105(33), 11655-11660.

 

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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