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Wer in den vergangenen Monaten die Kriegsbilder aus der Ukraine gesehen hat, der hat nicht nur weinende, verzweifelte Zivilisten gesehen, sondern vermutlich auch selbst die ein oder andere Träne vergossen. Das Weinen gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Psychophysiologie und dort zum Bereich der Augen (P3.2).
Was Weinen bedeuten kann
Da Menschen aufgrund unterschiedlicher Emotionen weinen können, achten Sie stets auf die begleitenden nonverbalen Signale, insbesondere die Mimik, um emotionale Tränen verlässlich zu interpretieren. Übrigens weinen Frauen nach eigenen Angaben öfter als Männer.
Folgendes lässt sich zum Weinen sagen:
- es werden drei Arten von Tränen unterschieden:
- Basal-Tränen sorgen für den natürlichen und gesunden Feuchtigkeitsfilm auf den Augen
- Reflex-Tränen schützen das Auge bei Reizungen, z.B. beim Zwiebelschneiden oder bei kaltem Wind
- Emotionstränen zeigen sich bei starken Emotionen und signalisieren eine Aktivität des Sympathikus
- Emotionstränen gelten als ein einzigartiges Phänomen, das nur beim Menschen auftritt
- wir weinen bei verschiedenen Hoch-Arousal-Zuständen, die typischerweise im Kern dadurch gekennzeichnet sind, dass wir uns hilflos und/ oder überwältigt fühlen: bei starker Trauer (aktivierend); bei Schmerz, Hilflosigkeit/ Verzweiflung, allein oder in Kombination mit Wut oder Angst; oder auch bei positiven Zuständen wie Berührtsein („Freudentränen“)
- wir weinen auch bei Erleichterung, wenn die Anspannung von uns abfällt
Weinen wirkt grundsätzlich als Tiefstatus-Signal. Es vermittelt anderen Personen das Bedürfnis nach Unterstützung und erzeugt auf diese Weise Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Es hilft uns aber auch, Stress abzubauen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Nachdem wir geweint haben, erhöht sich die Herzratenvariabilität (HRV) signifikant und aktiviert damit unsere innere Fähigkeit, Emotionen zu regulieren.
Darüber hinaus scheint Weinen eine reinigende Wirkung zu haben. Emotionale Tränen enthalten vermehrt körpereigene Schmerzmittel (z.B. den Neurotransmitter Leucin-Enkephalin). Diese werden nicht nur bei körperlichen Schmerzen, sondern auch in emotional stressigen Momenten gebildet, um das (seelische) Schmerzempfinden zu senken. Eine Theorie besagt, dass unsere Tränen diese Stresssubstanzen aus dem Körper „spülen“ und uns auf diese Weise helfen, emotional wieder in Balance zu kommen. All diese Effekte führen dazu, dass wir uns nach dem Weinen häufig erleichtert fühlen und sich die Stimmung aufhellt.
So erkennen Sie Weinen
- in den Augen ist Tränenflüssigkeit, sodass die Augen feucht wirken oder auch Tränen fließen
- weint jemand sehr heftig oder längere Zeit, kann sich die Haut im Bereich der Augen oder im ganzen Gesicht röten (dies ist auch noch für eine kurze Zeit nach dem Weinen sichtbar). Verantwortlich dafür ist das Stresshormon Adrenalin, das beim Weinen ausgeschüttet wird; dadurch steigen Herzfrequenz und Blutdruck, was zu einer verstärkten Durchblutung im Gesicht führt
- durch den erhöhten Druck im Bereich der Augen wird Flüssigkeit in die Region des Unterlids gedrückt, wodurch die Unterlider als geschwollen erscheinen
- ein „zitternder“ Kinnbuckel kündigt das Weinen häufig an
- während des Weinens tritt oft ein Face Cover auf: wir bedecken unser Gesicht mit den Händen
„Rotz und Wasser“ heulen
Wenn wir weinen, läuft uns auch die Nase. Wir heulen sprichwörtlich „Rotz und Wasser“. Allerdings ist dieser „Rotz“ kein Nasensekret, sondern Tränenflüssigkeit. Da wir durch das Weinen mehr Tränenflüssigkeit produzieren als zur normalen Befeuchtung des Auges notwendig ist, wird die überschüssige Flüssigkeit in den Tränensack geleitet und läuft von dort über die Nase ab.
Quellen
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