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„Bitte alle in die Kamera schauen und lächeln!“ – „Mist, schon wieder einer die Augen zu.“ Wollen Sie ein Gruppenfoto schießen, gibt es immer mindestens einen, der die Augen dabei geschlossen hat. Wenn man denjenigen dann darauf hinweist und einen neuen Schnappschuss in Angriff nimmt, versucht derjenige in der Regel krampfhaft, seine Augen offen zu halten – und zwar, indem er die Oberlider hochzieht. Das spannende, wir können unsere Oberlider nicht nur willkürlich ansteuern, sondern sie werden auch durch emotionale Prozesse gesteuert. Das Hochziehen der Oberlider gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Mimik und ist dort unter den Signalen von Auge und Nase zu finden (F2.4).

Was das Hochziehen der oberen Augenlider bedeuten kann

  • Überraschung, wenn die Bewegung maximal ein bis zwei Sekunden andauert
  • gerade beginnende oder kontrollierte Angst, wenn die Bewegung länger auftritt
  • Interesse, wenn die Oberlider nur leicht hochgezogen sind
  • Ehrfurcht, wenn es gemeinsam mit weiteren mimischen Zeichen auftritt, wie dem Hochziehen der Augenbrauen-Innenseiten und/ oder dem Fallenlassen des Unterkiefers
  • Wachsamkeit (im Gegensatz zu Müdigkeit bei hängenden Oberlidern)
  • Betonung: manche Menschen ziehen die Oberlider hoch, um Wörter oder Sätze beim Sprechen zu betonen

So erkennen Sie das Hochziehen der oberen Augenlider

  • das obere Augenlid ist angehoben, sodass es teilweise oder ganz verschwindet
  • vergrößerte Augenöffnung
  • es wird mehr von der Sklera sichtbar, je nach Intensität der Bewegung auch oberhalb der Iris

Intelligent erscheinen durch Schlaf

Zieht eine Person die Oberlider längere Zeit stark hoch, kann dies verrückt oder wahnsinnig wirken. Werden die Oberlider hingegen nur leicht hochgezogen, wirkt dies wach, intelligent und attraktiv, vor allem im Kontrast zu hängenden Oberlidern. Beginnen Sie jetzt aber bitte nicht damit, die Oberlider bewusst hochzuziehen. Dies wirkt schnell übertrieben und lässt die Wirkung ins Gegenteil kippen.

Dass größere Augen uns attraktiver und intelligenter wirken lassen, konnte sogar eine Studie zeigen. Eine schottische Studie fand heraus, dass Personen, deren obere Augenlider im „neutralen“ Gesichtsausdruck weiter nach oben gezogen waren, intelligenter wirkten – und das sogar unabhängig von der wahrgenommenen Attraktivität. Das liegt daran, dass hängende Augenlider Müdigkeit und Niedergeschlagenheit signalisieren, hochgezogene hingegen Wachheit.

Sind wir wach und gut drauf, können wir besser auf unsere kognitiven Ressourcen zugreifen, wir denken schneller und präziser. Die gedankliche Assoziationskette lautet also: Wachheit = schnelleres Denken = intelligenter. Vor einem wichtigen Termin auszuschlafen ist für die eigene Außenwirkung also eine gute Idee.

Quellen

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Keltner, D., & Cordaro, D. T. (2017). Understanding multimodal emotional expressions: Recent advances in basic emotion theory. In J.-M. Fernández-Dols, J. A. Russell, J.-M. Fernández-Dols, & J. A. Russell (Eds.), The science of facial expression. (pp. 57-75). New York, NY, US: Oxford University Press.

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Walker, M. P. (2009). The role of sleep in cognition and emotion. Ann N Y Acad Sci, 1156, 168-197.

 

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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