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Sie kennen es sicher, dass Sie einen Herzensmensch, der gerade traurig ist, durch eine Umarmung trösten möchten. Diese Art der Berührung hat in dem Fall eine große Bedeutung, denn dadurch fühlt sich der Trauernde verstanden und geborgen.
Berührung eines anderen ist generell ein menschliches Grundbedürfnis und Voraussetzung für ein gesundes Leben und sozialen Zusammenhalt. Dabei gibt es verschiedene Arten von Berührungen. Sie sind in der Mimikresonanz®-Profibox im Beobachtungskanal des Interpersonellen Bewegungsverhaltens unter den Berührungen zu finden (I3.2).
Was die Art der Berührung bedeuten kann
- Dauer und Formalität verraten etwas über die emotionale Nähe zwischen den Personen: je vertrauter eine Beziehung ist, desto länger und informeller sind typischerweise die Berührungen
- Formalität und Symmetrie signalisieren das Statusempfinden und damit die Rangordnung in einer Interaktion: dominante Personen tendieren dazu, ihre Interaktionspartner informell und einseitig zu berühren, z.B. an Arm oder Schulter; Personen, die sich in einem niedrigeren Status fühlen, initiieren eher formelle Berührungen (z.B. zur Begrüßung)
Berührung ist außerdem ein zentrales Element im Ausdruck von Mitgefühl und Dankbarkeit. Mit steigender Intensität der Emotion nimmt dabei typischerweise auch die Dauer der Berührung zu:
- Bei Mitgefühl erfolgt die Berührung meist durch eine Umarmung oder ein Reiben auf der Schulter/ am Rücken, manchmal auch durch ein Tätscheln am Unterarm.
- Dankbarkeit wird zwischen Fremden meist durch ein Schütteln der Hand oder eine kurze Berührung am Unterarm ausgedrückt.
So erkennen Sie die Art der Berührung
Wie auch bei der Bedeutung, können Sie beim Erkennen dieses Signals auf die drei Kategorien Dauer, Formalität und Symmetrie achten:
- Dauer: kurze, beiläufige Berührung (unter zwei Sekunden) oder länger andauernd
- Formalität: formelle Berührungen sind gesellschaftlich vorgesehene wie der Handschlag; informelle Berührungen sind nicht von außen vorgegeben wie bspw. während eines Gesprächs die Schulter zu berühren
- Symmetrie: einseitige/ asymmetrische Berührungen treten auf, wenn Ihnen z.B. jemand nonverbal den Weg weist und dabei Ihre Schulter berührt: „nach Ihnen“; wechselseitig/ symmetrische Berührungen können Umarmungen sein
Von Verbindung und Dominanz
Eine Berührung wirkt grundsätzlich zwischenmenschlich verbindend, wobei dem Berührenden zwei Hauptmerkmale zugeschrieben werden: zwischenmenschliche Wärme und Dominanz. Studien konnten zeigen, dass Kellnerinnen mehr Trinkgeld bekamen, wenn sie den Gast beiläufig an der Hand berührten. Auch in anderen Bereichen wie bspw. im Autohaus wurde der Verkäufer positiver beurteilt, wenn er sein Gegenüber „zufällig“ berührte.
Erfolgen die Berührungen hingegen nicht nur kurz und beiläufig, ist die Art entscheidend: Berührt jemand eine andere Person informell und einseitig, z.B. an der Schulter, wirkt dies meistens dominant. Diese Wirkung kann jedoch aufgehoben werden, wenn der andere die Berührung erwidert.
Der Handschlag
Auch wenn wir es uns in der Corona-Pandemie größtenteils abgewöhnt haben, die Hand zu reichen, so benutzen wir den Handschlag dennoch weiterhin, als eine zentrale Geste zwischen zwei Menschen. Studien konnten belegen, dass Extravertierte eher einen festen Händedruck haben, während für schüchterne oder emotional instabile Menschen ein schwächerer Handschlag kennzeichnend ist.
Ein „fester Händedruck“ wird hierbei definiert als: stärker, energievoller, länger und mit vorhandenem Blickkontakt. Ein Körpersprachemythos hingegen ist, dass derjenige dominant ist, der die Hand des anderen beim Handschlag so eindreht, dass der Handrücken nach unten zeigt. Das mag zwar dominant wirken, die Forschung konnte jedoch nicht belegen, dass es etwas über die tatsächliche Dominanz der Person aussagt.
Quellen
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