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Im Alltag lecken wir unsere Lippen häufig vor allem nach dem Essen. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Pfannkuchen gegessen und noch den Zucker an den Lippen kleben. Oder im Sommer möchten Sie nach dem Eis noch einmal sichergehen, dass auch der letzte Eisrest den Weg in Ihren Mund findet. Allerdings kann das Lippenlecken als nonverbales Signal auch auf einen emotionalen Zustand hinweisen. Deswegen finden Sie es neben zahlreichen weiteren Signalen der Körpersprache Mimikresonanz®-Profibox unter dem Beobachtungskanal der Mimik (F3.17).

Was das Lippenlecken bedeuten kann

Das Lippenlecken hat nicht nur eine einzige Bedeutung. Achten Sie deshalb stets auf die Signal-Cluster die sich zeigen. Dieses Signal kann folgende Bedeutungen haben:

  • erhöhtes Stressempfinden, deshalb eine typische Beruhigungsgeste
  • sexuelles Verlangen, insbesondere wenn es mit weiteren Zeichen auftritt, wie z.B. einem „Abscannen“ des Körpers mit den Augen
  • positives Flirtsignal, vor allem bei Frauen

Als Stresssignal wirkt das Lecken der Lippen nervös und vermindert so unsere Kompetenzwirkung in Situationen, in denen wir andere überzeugen möchten. Beim Liebeswerben hingegen wird es als positives Flirtzeichen gedeutet und signalisiert Annäherungsbereitschaft. Tritt es als Stresssignal in dosierter Form auf, lässt es uns dennoch zwischenmenschlich wärmer erscheinen, vermutlich indem es Empathie und Mitgefühl bei anderen hervorruft.

So erkennen Sie das Lippenlecken

Um dieses Signal zuverlässig zu erkennen, brauchen Sie nicht viel beachten. Lediglich die Intensität dieser Bewegung macht es mal schwerer und mal einfacher, es zu beobachten.

  • die Person leckt sich mit der Zunge über die Lippen

„Züngeln“ beim Hund

Auch Hunde lecken sich bei Stress die Lippen bzw. das Maul. Die Zungenbewegung reicht dabei mitunter bis hoch zur Schnauze. Dieses „Züngeln“ fungiert zum einen als Selbstberuhigung, zum anderen als Beschwichtigungssignal im Sinne einer höflichen Mahnung („Achtung, ich fühle mich unwohl“), um einen möglichen Konflikt zu vermeiden. Wie bei allen nonverbalen Signalen ist auch hier der Kontext wichtig. So tritt das Züngeln – wie beim Menschen – auch vor oder nach dem Fressen auf.

Quellen

Exline, R. V. (1985). Multichannel Transmission of Nonverbal Behavior and the Perception of Powerful Men: The Presidential Debates of 1976. In S. L. Ellyson & J. F. Dovidio (Eds.), Power, Dominance, and Nonverbal Behavior (pp. 183-206). New York, NY: Springer.

Gnisci, A., & Pace, A. (2014). The Effects of Hand Gestures on Psychosocial Perception: A Preliminary Study. In Recent Advances of Neural Network Models and Applications (pp. 305-314).

Gonzaga, G. C., Turner, R. A., Keltner, D., Campos, B., & Altemus, M. (2006). Romantic love and sexual desire in close relationships. Emotion, 6(2), 163-179.

Mohiyeddini, C., Bauer, S., & Semple, S. (2015). Neuroticism and stress: the role of displacement behavior. Anxiety Stress Coping, 28(4), 391-407.

Moore, M. M. (2002). Courtship Communication and Perception. Perceptual and Motor Skills, 94.

Rugaas, T., & v Reinhardt, C. (2001). Calming Signals-Die Beschwichtigungssignale der Hunde (2nd ed.). Grassau: animal-learn-Verlag.

 

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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