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Dieses Signal kann angenehm aber auch unangenehm aufgenommen werden. Besonders auf der Suche nach der Liebe empfinden wir gegenseitigen Blickkontakt als äußerst angenehm, erst recht, wenn es darauf hin zu einem Gespräch kommt. Doch der Blick des Anderen kann auch unangenehm sein, wie jeder bestätigen kann, der von seinen Eltern schon einen „bösen Blick“ geschenkt bekam.

Weil es für den Blickkontakt immer eine Interaktion braucht, gehört dieses Signal zum letzten Beobachtungskanal im Wholeception Objective Coding System: dem interpersonellen Bewegungsverhalten. Er ist der einzige nonverbale Beobachtungskanal, für den es mindestens zwei Menschen braucht, um konkrete Signale zu definieren. Das Blickverhalten ist dabei das zentrale Steuerungsinstrument der zwischenmenschlichen Interaktion.

Wir unterteilen hierbei den Blickkontakt (I.1) und das Blickfeld (I.2) aufgeteilt. Widmen wir uns hier nun dem Blickkontakt.

Was Blickkontakt bedeuten kann

Blickkontakt signalisiert grundsätzlich, dass wir bereit sind für die Kommunikation. Er kann auf Interesse hinweisen und wenn er verstärkt auftritt, ebenso auch auf Sympathie oder empfundene soziale Nähe.

Eine vermehrte Suche nach Blickkontakt zeigt sich primär bei prosozialen Emotionen, wie beispielsweise Liebe, Dankbarkeit und Mitgefühl. Er ist jedoch nicht nur mit angenehmen Emotionen verbunden, wie bereits die Beispiele verdeutlicht haben. Weitere Bedeutungen können sein:

  • Drohsignal, wenn Sie hier auf die begleitenden nonverbalen Signale achten
  • Desinteresse oder abschweifender Aufmerksamkeitsfokus, wenn der Blickkontakt unterbrochen wird
  • Verlegenheit oder Scham, wenn Blickkontakt vermieden wird
  • Unsicherheit oder Unterwerfung
  • Verachtung, wenn der Blick abgewendet und dabei mit den Augen gerollt wird

Außerdem erkennen Sie am Blickverhalten innerhalb einer Gruppe etwas über die Rangordnung: Je höher der soziale Status einer Person, desto häufiger und länger wird sie angesehen. Darüber hinaus finden Sie in der Mimikresonanz®-Profibox den sogenannten Visuelle Dominanz Quotient (VDQ), der Ihnen etwas über den empfundenen sozialen Status verrät.

So erkennen Sie Blickkontakt

Für den Blickkontakt ist es wichtig, dass sie nicht nur eine Person in Ihre Beobachtung miteinbeziehen. Beachten Sie bei der Körperspracheanalyse stets alle beteiligten Personen der Interaktion.

  • Einseitiger Blickkontakt: Eine Person schaut eine anderen an
  • Beidseitiger Blickkontakt: Beide Personen schauen einander an
  • Eine Person bricht den Blickkontakt ab oder vermeidet ihn

Der Blick und die Liebe

Intensiver Blickkontakt ist einerseits ein Hinweis auf Verliebtheit. So zeigen bereits stark verliebte Paare wesentlich längeren beidseitigen Blickkontakt als nur schwach verliebte Paare, wie der US-Psychologe Zick Rubin beobachtete.

Andererseits kann er Verliebtheit oder zumindest Anziehung sogar auslösen. Denn eine US-Studie fand in einem Experiment heraus, dass zwei sich völlig fremde Menschen sich einander deutlich mehr zugeneigt fühlen, wenn sie sich gegenseitig zwei Minuten lang in die Augen gesehen hatten.

Was Blickkontakt auslöst

Neben Anziehung hat Blickkontakt allerdings noch eine andere Wirkung auf uns, und dafür reicht sogar schon ein  Das zeigte eine US-Studie eindringlich. Blickkontakt ist so eindringlich, dass bereits der Anblick eines fotografierten Augenpaares bewirkte, dass Museumsbesucher mehr spendeten, wenn neben der Spendenbox Augen abgebildet waren.

Ebenso wirkt Blickkontakt kulturell unterschiedlich. Während in ostasiatischen Kulturen ein zu direkter Blickkontakt als unhöflich oder sogar aggressiv gilt, bringen wir in westlichen Kulturen unseren Kindern bei, dass Blickkontakt Ehrlichkeit und Respekt bedeutet.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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