Teilen Sie diesen Artikel!
Momentan sehnen wir uns alle nach dem Sommer – keine Corona-Beschränkungen, Sonne für das Gemüt und leichte Kleidung. Wenn Sie eine Frau sind, haben Sie es vielleicht selbst schon gemacht, wenn Sie ein Mann sind, bestimmt schon mal folgende Fuß-/ Bein-Beruhigungsgeste beobachtet: mit leichten Schuhen wie Ballerinas spielen gerade sitzende Frauen im Sommer gern und häufig. Sie fahren mit dem Fuß aus dem Schuh, lassen ihn auf den Zehen baumeln oder schlappen immer wieder raus und wieder rein.
In dem Fall könnte es sich um eine Objekt-Berührungsgeste handeln, die auf Langeweile hindeutet. Dieses nonverbale Zeichen gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal des Fuß- und Beinverhaltens (L2.2).
Was Fuß-/ Bein-Beruhigungsgesten bedeuten können
Neben Langeweile sind Fuß-/ Bein-Beruhigungsgesten auch Zeichen für:
- emotionalen Stress, vor allem bei unangenehmen Emotionen
- kognitive Ladung
Zeigen wir vermehrt Beruhigungsgesten, lässt uns dies inkompetent und unsicher wirken. Gleichzeitig lassen uns Beruhigungsgesten aber auch zwischenmenschlich wärmer wirken, vermutlich indem sie Empathie und Mitgefühl bei anderen hervorrufen.
So erkennen Sie Fuß-/ Bein-Beruhigungsgesten
Wir unterscheiden drei Formen dieses Signals:
- Selbst-Berührungsgesten, bei denen wir uns mit den Beinen oder Füßen an eben jenen selbst berühren
- Objekt-Berührungsgesten, bei denen wir mit den Beinen oder Füßen ein Objekt berühren, z.B. ein Stuhlbein
- Fremd-Berührungsgesten, bei denen wir mit den Beinen oder Füßen eine andere Person berühren, z.B. beim Füßeln
Die Fuß-/ Bein-Beruhigungsgesten zeigen sich seltener als Beruhigungsgesten mit den Händen. Allerdings werden sie meist in einer sich wiederholenden Bewegung ausgeführt.
Füße reiben im Tierreich
Nicht nur wir Menschen nutzen Selbstberührungen zur Stressregulation. Wie eine Studie ergab, reiben auch Kleinohr-Riesengalagos (eine Primatenart), ihre Füße aneinander, um den Stress, den sie in einer neuen Umgebung erleben, wirkungsvoll abzubauen. Sie wiesen dabei sogar niedrigere Werte des Stresshormons Cortisol auf. Das bedeutet, auch im Tierreich werden Fuß-/ Bein-Beruhigungsgesten stressregulierend eingesetzt.
(Kleinohr-Riesengalago (Teil I): © Mark Dumont (Flickr: BushBaby), Creative Commons Attribution 2.0 License, via Wikimedia Commons)
Quellen
Ambady, N., & Rosenthal, R. (1993). Half a Minute: Predicting Teacher Evaluations From Thin Slices of Nonverbal Behavior and Physical Attractiveness. Journal of Personality & Social Psychology, 64(3), 431-441.
Burgoon, J. K., Kelley, D. L., Newton, D. A., & Keeley-Dyreson, M. P. (1989). The nature of arousal and nonverbal indices. Human communication research, 16(2), 217-255.
Gnisci, A., & Pace, A. (2014). The Effects of Hand Gestures on Psychosocial Perception: A Preliminary Study. In Recent Advances of Neural Network Models and Applications (pp. 305-314).
Troisi, A. (2002). Displacement activities as a behavioral measure of stress in nonhuman primates and human subjects. Stress (Amsterdam, Netherlands), 5(1), 47-54.
Watson, S. L., Ward, J. P., Davis, K. B., & Stavisky, R. C. (1999). Scent-marking and cortisol response in the small-eared bushbaby (Otolemur garnettii). Physiology & behavior, 66(4), 695-699.
Woods, D. W., & Miltenberger, R. G. (1996). Are persons with nervous habits nervous? A preliminary examination of habit function in a nonreferred population. Journal of Applied Behavior Analysis, 29(2), 259-261.