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Einer der bekanntesten Schnellsprecher unserer Nation ist wohl der verstorbene Moderator Dieter Thomas Heck. Seine beeindruckende Sprechgeschwindigkeit hat allerdings nicht mit einem Signal der Körpersprache zu tun. Im alltäglichen Leben kann Ihnen die Sprechgeschwindigkeit, sowohl schneller als auch langsamer, jedoch Einiges über Ihren Gegenüber verraten.

Die Sprechgeschwindigkeit gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Stimme und ist dort unter dem Sprechstil zu finden (V2.1).

Was die Sprechgeschwindigkeit bedeuten kann

  • die Sprechgeschwindigkeit weist auf das Arousal hin: langsam = niedriges Arousal (z.B. Langeweile oder deaktivierende Trauer), schnell = hohes Arousal (z.B. Freude, Interesse, Angst)
  • auch bei kognitiver Ladung oder Lügen ist die Sprechgeschwindigkeit eher langsam
  • bei heißem Ärger steigt die Sprechgeschwindigkeit, bei kaltem Ärger bleibt sie hingegen gleich
  • je selbstsicherer sich eine Person fühlt, desto schneller und lauter spricht sie

Spricht eine Person schneller, wird sie von anderen als kompetenter und selbstsicherer wahrgenommen. Studien weisen allerdings auch darauf hin, dass wir anderen Menschen umso mehr Kompetenz zuschreiben, je mehr deren Sprechtempo unserem eigenen entspricht. Wenn Sie kompetent wirken möchten, ist es also grundsätzlich empfehlenswert, die Sprechgeschwindigkeit leicht zu steigern. Sie sollten aber stets darauf achten, ob Ihr Gegenüber möglicherweise eher langsam spricht. Wenn es Ihnen hauptsächlich darauf ankommt, zwischenmenschlich warm und wohlwollend zu wirken, empfiehlt sich ein normales Sprechtempo. Ein zu schnelles oder zu langsames Sprechen wirkt sich in diesem Fall negativ aus.

So erkennen Sie Sprechgeschwindigkeiten

Beachten Sie, dass es sich, wie bei allen nonverbalen Signalen, um eine Abweichung von der Baseline handeln muss. Wenn Ihr Gesprächspartner grundsätzlich ein höheres Sprechtempo als Sie selbst beispielsweise hat, dann handelt es sich hierbei nicht um ein Signal der Körpersprache. Deswegen achten Sie darauf, ob die

  • die Sprechgeschwindigkeit im Vergleich zur Baseline langsamer wird
  • Im Vergleich zur Baseline wird die Sprechgeschwindigkeit schneller

Die Sprechgeschwindigkeit von Extravertierten

Dass Extravertierte schnell sprechen, ist Realität und Klischee zugleich. Das fanden US-Forscher mit Hilfe eines Experiments heraus. Sie unterteilten ihre Probanden in Extravertierte und Introvertierte und ließen anschließend beide ein Bild beschreiben. Das Ergebnis: Die Teilnehmer mit stärker ausgeprägter Extraversion sprachen tatsächlich schneller als die Introvertierten. Als die Forscher anschließend die Introvertierten baten, so zu sprechen, als seien sie extravertiert, erhöhten diese ihre Sprechgeschwindigkeit. Mit Extraversion wird demnach stereotypisch ein höheres Sprechtempo verbunden, was auch stimmt, wie das erste Experiment belegt. Übrigens neigen Menschen mit einer hohen Ausprägung der Persönlichkeitseigenschaft Extraversion nicht nur zum schnelleren Sprechen sondern auch zu kürzeren Pausen.

Am extravertiertesten müsste demnach die Amerikanerin Fran Capo sein. Sie hat den Weltrekord im Schnellsprechen aufgestellt: 603 Wörter in 54 Sekunden (11 Wörter pro Sekunde!). Zum Vergleich: Die normale durchschnittliche Sprechgeschwindigkeit im Deutschen liegt zwischen 90 und 120 Wörtern pro Minute.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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