Teilen Sie diesen Artikel!
Wie sehr achten Sie auf Füße? Genauer gesagt, auf die Richtung, in welche die Füße zeigen. Auf die Füße achten wir in der Regel im Sommer mehr als im Winter. Denn wenn jemand offene Schuhe und ungepflegte Füße hat, fällt uns das meist sofort auf. In geschlossenen Stiefeln hingegen sehen wir die Füße nicht und nehmen sie deshalb bewusst nicht unbedingt wahr. Aber unbewusst beeinflusst uns beispielsweise die Richtung, in die die Fußspitzen zeigen, schon.
Deshalb sollten Sie sich, wenn Sie ein tiefes Verständnis der Körpersprache erreichen möchten, auch mit den Fußzeigegesten (L1.2) auseinandersetzen. Dieses Signal gehört neben fünf weiteren zum Beobachtungskanal „Fuß- und Beinverhalten“. Dieser Bereich der Körpersprache gehört übrigens zu den am wenigsten erforschten Körpersprachebereichen. Dennoch offenbaren z.B. Fuß- und Beinhaltungen Spannendes über das subjektive Statusempfinden einer Person. Wohingegen Fuß- und Beinbewegungen interessante Hinweise auf das Arousal liefern. Deswegen hat auch dieser Beobachtungskanal mit den beiden Kategorien ein eigenes Kapitel in der Mimikresonanz®-Profibox.
Was Fußzeigegesten bedeuten können
Es lohnt sich auch im Winter bewusst auf die Füße und deren Zeigerichtung zu achten. Folgendes hilft Ihnen dabei, Fußzeigegesten korrekt einzuordnen:
- Die Richtung der Fußspitzen verrät, wohin sich die Aufmerksamkeit primär richtet. Zeigen die Füße z.B. in eine andere Richtung als die, in die die Person blickt, ist das ein Hinweis darauf, dass die primäre und damit übergeordnete Aufmerksamkeit dahin orientiert ist, wohin die Fußspitzen zeigen.
- Nehmen die Füße eine L-Stellung ein, signalisiert dies häufig, dass die primäre Aufmerksamkeit geteilt ist.
- Achten Sie insbesondere auf Momente, in denen sich die Blickrichtung oder die Richtung der Fußspitzen ändert. Die Frage lautet dann: Worauf richtet sich die primäre Aufmerksamkeit der Person?
- Achtung: Berühren die Füße nicht mehr den Boden (z.B. beim Übereinanderschlagen der Beine), zeigen die Fußspitzen nicht mehr zuverlässig die primäre Aufmerksamkeit an. Daher ist es ein Körpersprachemythos, dass die Richtung von übereinandergeschlagenen Beinen Interesse oder Desinteresse gegenüber der neben uns sitzenden Person anzeigt.
Während wir mit den Händen und Fingern meist sehr bewusst auf etwas zeigen und die Aufmerksamkeit dorthin lenken, wirken Fußzeigegesten eher auf einer unbewussten Ebene. Spricht z.B. jemand mit uns und seine Füße zeigen in eine andere Richtung als sein Blick, spüren wir, dass seine Aufmerksamkeit nicht voll und ganz bei uns ist. Möchten Sie also in einem Gespräch signalisieren, dass Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit voll bei Ihrem Gegenüber sind, achten Sie auf die Kongruenz zwischen Blickrichtung und der Richtung Ihrer Fußspitzen.
So erkennen Sie Fußzeigegesten
Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Füße lenken, um die Aufmerksamkeit der Person zu erkennen, achten Sie auf folgende Merkmale:
- die Füße berühren den Boden
- dabei kann die Person sitzen oder stehen
- es gibt zwei Varianten:
- bei blick-kongruenten Fußzeigegesten zeigen die Fußspitzen in die gleiche Richtung wie der Blick
- bei blick-inkongruenten Fußzeigegesten zeigen die Fußspitzen in eine andere Richtung als der Blick
Die 4C-Regel – So erkennen Sie Aufmerksamkeit
Die 4Cs beziehen sich auf vier Körperbereiche, die Ihnen Aufschluss darüber geben, in welche Richtung der Fokus Ihres Gegenübers gerichtet ist. Ich habe diese Regel entwickelt, in Anlehnung an das englische „foresee“ = „vorhersehen“, weil Menschen sehr oft ihren Blick und Körper kongruent in die Richtung orientieren, in die ihre Aufmerksamkeit geht.
Diese 4Cs sind:
- Chin (Kinn)
- Chest (Brustkorb im Sinne des Schultergürtels)
- Center of Bodymass (Körperschwerpunkt, rund um den Bauchnabel)
- Caps of Toe (Fußspitzen)
Unter diesen 4Cs existiert eine Hierarchie, die sich von unten nach oben entwickelt. Die unteren Körpersegmente repräsentieren hierbei stabiler die Aufmerksamkeit des Gegenübers als die oberen, beweglichen Bereiche, die eher die sekundäre Aufmerksamkeit anzeigen.
Der Blick, der als fünftes Element noch hinzukommt, zeigt die kurzfristigste Richtung der Aufmerksamkeit an. Um zu erkennen, wohin die primäre und übergeordnete Aufmerksamkeit einer Person gerichtet ist, gilt es daher vornehmlich, auf die unteren Körpersegmente zu achten und nicht nur auf die räumliche Orientierung von Kinn und Brustkorb.
Quellen
Bangerter, A. (2004). Using pointing and describing to achieve joint focus of attention in dialogue. Psychological Science, 15(6), 415-419.
Pease, A., & Pease, B. (2004). Die kalte Schulter und der warme Händedruck (2 ed.). Berlin: Ullstein Buchverlage GmbH.
Robinson, J. D. (1998). Getting Down to Business Talk, Gaze, and Body Orientation During Openings of Doctor‐Patient Consultations. Human communication research, 25(1), 97-123.