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Haben Sie es schon einmal erlebt, dass jemand, der über Ihnen wohnt, derart wie ein Elefant durch die Wohnung trampelt, dass bei Ihnen die Gläser anfangen zu wackeln? Oder hören Sie schon an der Art, wie eine Person die Treppe hochkommt, dass es sich hierbei um Ihre:n Partner:in handeln muss. In beiden Fällen ist hier der Gang das charakteristische Merkmal.
Während die einen sehr schwerfällig laufen, schweben andere leichtfüßig über den Boden. Und wenn man einen Menschen sehr gut kennt, kann man ihn am Gang sowohl akustisch erkennen als auch ihn von weitem sichtbar dadurch identifizieren.
In der Mimikresonanz®-Profibox ist der Gang unter dem Beobachtungskanal „Fuß- und Beinverhalten“ im Bereich „Fuß- und Beinbewegung“ zu finden (L2.3).
Was der Gang bedeuten kann
Der Gang ist durch vier Kriterien gekennzeichnet:
- Ganggeschwindigkeit:
- nimmt bei Hoch-Arousal-Emotionen zu, wie z.B. Freude, Ärger oder Angst
- ist das Arousal niedrig, wie z.B. bei Trauer oder Langeweile, wird der Gang langsamer
- Schrittlänge:
- sind wir verärgert, stolz oder freuen uns, machen wir größere Schritte. Das trifft auf alle Emotionen zu, die durch eine Anti- oder Supergravitation geprägt sind
- sind wir traurig (pro-gravitativ) werden unsere Schritte kleiner
- Armschwung:
- das Gleiche gilt für den Armschwung; sind wir guter Dinge, bewegen wir unsere Arme mehr
- bei Trauer hingegen hängen die Arme runter und bewegen sich kaum
- Fußgewicht:
- die Super-Gravitation sagt es bereits aus; ärgern wir uns, stampfen wir mit den Füßen auf, unsere Schritte wirken schwerer
- bei Freude sind die Schritte leichter
Der Gang kann entweder kraftvoll-freudig oder kraftlos-schwermütig wirken. Ein kraftvoller Gang ist durch schnellere (aber nicht hektische), größere Schritte mit mehr Fußgewicht und größerem Armschwung gekennzeichnet. Entscheidend sind aber nicht die Einzelsignale, sondern der Ausdruck von Energie und Kraft in der Gesamtdynamik des Gangs. Die gegenteiligen Merkmale zeigen sich in einem kraftlosen Gang, der dadurch Energielosigkeit transportiert. Darüber hinaus wirken Personen, die einen steiferen Gang haben, im ersten Eindruck eher introvertiert und emotional instabil.
So erkennen Sie die Signale des Gangs
Um die Gangarten zu unterscheiden, achten Sie auf die oben beschriebenen Bewegungskriterien:
- langsame vs. schnelle Ganggeschwindigkeit
- kurze vs. lange Schrittlänge
- leichtes vs. schweres Fußgewicht
- kleine vs. große Schwingungsweite der Arme
Wie Sie sich durch den Gang schützen
Wie in der Tierwelt, in der der Wolf das schwächste Schaf der Herde angreift, wählen auch Straftäter vermeintlich leichte Beute aus. Ein britisches Forscherteam fand hierzu heraus, dass dabei der Gang ganz entscheidend ist, und zwar unabhängig von Alter, Gewicht oder Körpergröße.
Der „Leicht-anzugreifen-Gang“ ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet: langsameres Tempo, kürzere Schritte, eingeschränkter Armschwung; die Füße wirken mehr gehoben als flüssig geschwungen. Insgesamt Signale, die einen kraftlosen Eindruck vermitteln.
Der „Schwer-anzugreifen-Gang“ ist durch die gegenteiligen Merkmale charakterisiert: schnelleres Tempo, größere Schritte, größerer Armschwung, eine schwungvoll wirkende Bewegung der Füße. Ein Gang, der Kraft und Energie ausdrückt.
Können wir uns also durch die Art des Gangs vor Angriffen schützen? Dazu konnte eine weitere Studie zeigen, dass ein bewusstes Eintrainieren eines kraftvoll wirkenden Gangs in der Tat dafür sorgen kann, dass jemand als „schwerer anzugreifen“ eingeschätzt wird.
Die Bedeutung der Arme beim Gehen
Beim Gehen bewegen wir unsere Arme automatisch ohne bewussten Aufwand – und das hat auch seinen Sinn. Denn Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass wir, verglichen mit bewegungslos herunterhängenden Armen, durch den Armschwung beim Gehen weniger Energie verbrauchen.
Eine Vermutung der Forscher ist, dass die Armbewegung den Körper beim Gehen stabilisiert, was den Energieverbrauch kompensiert. Eine Annahme, die jede Balletttänzerin sofort bestätigen kann, denn selbst bei komplexeren Ausführungen wie z.B. Drehungen sind die Arme dazu da, den Körper auszubalancieren und somit die Bewegung nicht nur leicht aussehen zu lassen, sondern sie auch Ressourcensparender zu absolvieren.
Quellen
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