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Wenn Sie in irgendeiner Funktion im Sicherheitsbereich arbeiten, dann ist der „stechende“ Blick von enormer Bedeutung. Sehen Sie zum Beispiel als Polizist:in, Sicherheitskraft bei Großveranstaltungen oder Luftsicherheitsassistent:in bei einer Person in der Menge diesen Blick – und zwar nicht als Mikroexpression – dann steht vermutlich ein Angriff kurz bevor.

Was der „stechende“ Blick bedeuten kann

Der „stechende“ Blick ist in erster Linie ein zuverlässiges Zeichen für Ärger, wahrscheinlich verbunden mit dem Versuch, diesen innerlich zu kontrollieren.

Wie oben beschreiben zeigt dieses nonverbale Signal neben Ärger eben auch einen möglicherweisr bevorstehenden Angriff an. Dieser kann sowohl körperlich als auch verbal erfolgen.

Zieht eine Person nicht nur die Augenbrauen zusammen, sondern gleichzeitig die oberen Augenlider hoch, lässt dieser Gesichtsausdruck den Ärger intensiver erscheinen. Der dadurch entstehende „stechende“ Blick wirkt dominant und bedrohend, oft sogar angsteinflößend. Gleichzeitig vermittelt er aber auch Durchsetzungsstärke und erhöht unseren von außen wahrgenommenen Status. Darüber hinaus haben Studien gezeigt: Wenn Ärger respektvoll ausgedrückt wird, kann er die Leistung in einem Team erhöhen.

So erkennen Sie den „stechenden Blick“

Dieses nonverbale Signal setzt sich im Grunde genommen aus zwei einzelnen Signalen zusammen, die im Zusammenspiel ein eigenes, unabhängiges Signal bilden. In der Mimikresonanz®-Profibox finden Sie es unter den Signalen von Augen und Nase (F2.3).

  • die Augenbrauen bewegen sich zusammen und nach unten (F1.5)
  • senkrechte Falten auf der Glabella (zwischen den Augenbrauen)
  • das obere Augenlid ist angehoben, sodass es teilweise oder ganz verschwindet (F2.4)
  • manchmal wird die Sklera (die weiße äußere Hülle des Augapfels) über der Iris sichtbar, häufig aber nicht, weil die Augendeckfalte diese verdeckt

Der „stechende“ Blick und Augenformen

Ob wir den stechenden Blick zuverlässig identifizieren können, hängt auch von der Augenform ab. So fand der US-Psychologe David Matsumoto in einer Studie heraus, dass der „stechende“ Blick bei Asiat:innen für Amerikaner:innen, und damit sehr wahrscheinlich auch für uns, schwieriger zu erkennen ist.

Wenn japanische Männer beispielsweise zusätzlich zu den zusammengezogenen Augenbrauen die Augenlider hochziehen, hinterlässt es nicht den intensiven Ärgereindruck, den der „stechende“ Blick im Normalfall erzielt. Bei japanischen Frauen wirkt er sogar noch weniger prägnant. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass bei Asiaten in der Regel die Augenform schmaler und somit die Sklera nicht so gut zu sehen ist, wenn das obere Augenlid hochgezogen wird.

Da das zusätzliche Hochziehen der Oberlider aber aus dem bloßen Zusammenziehen der Augenbrauen den „stechenden“ Blick macht, und damit erst zu einem zuverlässigen Zeichen für Ärger wird, ist es sehr wichtig, diese beiden Ausdrücke voneinander zu unterscheiden. Seien Sie deshalb, wenn jemand die Augenbrauen zusammenzieht, stets achtsam, ob auch das obere Augenlid hochgezogen wird.

Quellen

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Dimberg, U., & Öhman, A. (1996). Behold the wrath: Psychophysiological responses to facial stimuli. Motivation and Emotion, 20(2), 149-182.

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Keating, C. F. (1985). Human Dominance Signals: The Primate in Us. In S. L. Ellyson & J. F. Dovidio (Eds.), Power, Dominance, and Nonverbal Behavior (pp. 89-108). New York, NY: Springer.

Matsumoto, D. (1989). Face, culture, and judgments of anger and fear: Do the eyes have it? Journal of Nonverbal Behavior, 13(3), 171-188.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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