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Wenn wir nach der Funktion des Kiefers fragen, dürfte die Antwort nicht schwerfallen: Wir brauchen ihn natürlich, um Nahrung zu zerkauen. Doch aus der Forschung wissen wir, dass sich noch eine andere Funktion aus der Bewegung des Unterkiefers ergibt. Der Kiefervorstoß ist nämlich auch ein Signal der Körpersprache, das Sie in der Mimikresonanz®-Profibox unter den Signalen von Mund und Kinn finden (F3.13).

Vielleicht konnten Sie dieses Signal auch schon in einigen Filmszenen mit Bud Spencer sehen. Wenn er richtig sauer war, hat er oft seinen Kiefer nach vorne geschoben, seine Faust geballt und mit leicht gepresster Stimme durch seinen Bart gebrummelt: „Hmmmpf, ich werd dir was…“. Der Kiefervorstoß verdeutlicht hier eindeutig seinen Ärger.

Was der Kiefervorstoß bedeuten kann

In Kombination mit weiteren Signalen für Ärger, wie im Fall von Bud Spencer die geballte Faust, ist er ein mögliches Zeichen für Ärger. Doch der Kiefervorstoß kann auch noch andere Bedeutungen haben.

  • ebenso ist er ein Hinweis darauf, dass die Person den Konflikt sucht
  • der Kiefervorstoß tritt auch bei körperlicher Anstrengung auf, wie beispielsweise bei Spitzenleistungen im Sport

Durch den Kiefervorstoß erscheint der Kiefer breiter und das Kinn ausgeprägter – beides Merkmale, die eine Person dominant wirken lassen.

So erkennen Sie den Kiefervorstoß

Den Kiefervorstoß erkennen Sie an folgenden Merkmalen in der Mimik Ihres Gegenübers:

  • der Unterkiefer wird nach vorne geschoben
  • das Kinn scheint hervorzustehen
  • die untere Zahnreihe steht vor der oberen

Jürgen Klopp und der Kiefervorstoß

Bei dem Fußballtrainer Jürgen Klopp können Sie den Kiefervorstoß sehr gut beobachten. Immer, wenn er sich ärgert, sieht man die Bewegung zusammen mit weiteren mimischen Signalen für Ärger wie dem Schürzen der Lippen. Er zeigt seine Emotionen nicht nur sehr offen, sondern spricht sie meist auch aus. Deshalb lässt sich an ihm die Bedeutung bestimmter nonverbaler Signale sehr gut studieren. Den Kiefervorstoß zeigt Klopp übrigens auch beim von mir so getauften „Journalisten-Blick“: den Kiefer vorgeschoben, die Lippen geschürzt, die Zunge vorne an die Lippen gedrückt.

Das macht er besonders häufig, wenn Journalisten ihm eine Frage stellen, die ihm nicht passt.

Quellen

Coan, J. A., & Gottman, J. M. (2007). The specific affect coding system (SPAFF). Handbook of emotion elicitation and assessment, 267-285.

Döbert, A. (2016). Die Action Unit 29 und ihr Bezug zur Kieferorthopädie. Steinbeis Hochschule, Berlin.

Ekman, P. (2004). Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. München: Elsevier.

Harper, R. G. (1985). Power, Dominance, and Nonverbal Behavior: An Overview. In S. L. Ellyson & J. F. Dovidio (Eds.), Power, Dominance, and Nonverbal Behavior (pp. 29-48). New York, NY: Springer.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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