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Kennen Sie das, wenn Sie aufgeregt sind und Ihre Stimme automatisch etwas höher klingt? Selbst Männer rutschen, obwohl sie in der Regel eher tiefere Stimmen haben, ab und an in sehr hohe stimmliche Sphären.

Auch die Tonhöhe ist ein wichtiges körpersprachliches Signal, denn sie ist ein Indikator für das Arousal einer Person. Ist die Tonlage tief, ist das Arousal niedrig und wir sind entspannt. Wird sie höher, steigt auch das Arousal an. In der Mimikresonanz®-Profibox gehört die Tonhöhe zum Beobachtungskanal der Stimme (V1.1).

Was die Tonhöhe bedeuten kann

  • bei Hocharousal-Emotionen (z.B. heißer Ärger, Angst oder Freude) steigt die Tonhöhe
  • bei Niedrig-Arousal-Emotionen (z.B. Langeweile oder deaktivierende Trauer) sinkt sie
  • die Tonhöhe kann ebenso bei der gleichen Emotionsfamilie komplett unterschiedlich sein:
    • während sie z.B. bei heißem Ärger (stark erhöhtes Arousal) höher wird, bleibt sie bei kaltem Ärger (leicht erhöhtes Arousal) gleich oder wird nur leicht tiefer
    • bei deaktivierender Trauer wird die Stimme tiefer, bei aktivierender Trauer – die mit Weinen verbunden sein kann – steigt die Tonhöhe
    • eine monoton gleichbleibende und eher tiefe Tonhöhe ist ein Hinweis auf Langeweile, wechselnde Tonhöhen sind hingegen typisch für Interesse
  • ebenfalls bei körperlicher Anstrengung oder erhöhter kognitiver Ladung steigt die Tonhöhe leicht, um bei körperlicher Belastung kurz vor der Erschöpfung noch einmal sprungartig anzusteigen
  • wenn wir Stress empfinden und der Cortisol-Spiegel dabei ansteigt, wird generell die Stimme höher; das zeigt sich primär ab einer Verdopplung des Cortisols

So erkennen Sie die Tonhöhe

Insbesondere bei diesem Signal sollten Sie ganz besonders auf den Grundsatz der Mimikresonanz achten: Ohne Baseline sind Sie blind. Oder besser gesagt in diesem Falle – taub. Um die Tonhöhe als Signal zu identifizieren brauchen Sie eine einschätzung darüber, wie die Person in ihrer regulären Tonhöhe spricht. Bei starken Emotionen können Sie zwar eher diesem Signal vertrauen, doch für subtile Veränderungen brauchen Sie eine Baseline zum Vergleich. Erst dann können Sie bestimmen, ob die Stimme

  • im Vergleich zur Baseline tiefer wird
  • im Vergleich zur Baseline höher wird

Eine tiefere stimmliche Tonlage lässt uns durchsetzungsstärker, kompetenter und höher im Status wirken, während eine höhere Stimme die Statuswirkung senkt. So überrascht es nicht, dass wir für eine Führungsrolle tendenziell Menschen bevorzugen, die mit einer tieferen Stimme sprechen.

Durchsetzungsstärke durch tiefere Tonhöhe

Eine tiefere stimmliche Tonlage lässt uns durchsetzungsstärker, kompetenter und höher im Status wirken, während eine höhere Stimme die Statuswirkung senkt. So überrascht es nicht, dass wir für eine Führungsrolle tendenziell Menschen bevorzugen, die mit einer tieferen Stimme sprechen.

Diese Beobachtung machte sich die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher zu nutze. Sie engagierte einen Lehrer, der ihr beibrachte, die Tonlage ihrer Stimme zu vertiefen. Durch das Training erreichte sie tatsächlich eine Senkung um ganze 46 Hz, was beinahe der Hälfte des durchschnittlichen Unterschieds zwischen einer typischen Männer- und Frauenstimme entspricht.

Eine tiefere Stimmlage ist aber nicht nur in Führungspositionen von Vorteil. Auch zwischenmenschlich hören wir ihr in der Regel lieber zu, denn wer tiefer spricht, spricht auch langsamer. Dieser Zusammenhang lässt sich über physiologische Prozesse erklären: Eine tiefe Stimme signalisiert ebenso wie eine langsame Sprechgeschwindigkeit ein niedrigeres Arousal, wohingegen eine höhere Tonlage auf ein hohes Arousal hinweist. Da wir, wenn wir lügen, Angst haben, erwischt zu werden, kann es auch beim Lügen passieren, dass unsere Stimme nach oben rutscht.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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