Teilen Sie diesen Artikel!

Eine Bewegung, die sicherlich jeder von uns schon einmal gemacht hat, wenn nicht sogar mehrmals am Tag: Rumspielen mit einem Stift, einem Ring oder einem anderen gerade vorhandenen Gegenstand. Das sind typische Objekt-Berührungsgesten, was wir zu in der Mimikresonanz®-Profibox zu den Adaptoren, den Berührungsgesten, zählen.

Was Objekt-Berührungsgesten bedeuten können

Wenn wir uns mit den Signalen der Körpersprache auseinandersetzen, beachten wir natürlich auch stets, dass es einen sehr praktischen Zweck haben kann, ein Objekt zu berühren. Wie zum Beispiel eine Tastatur zum Schreiben, oder eine Flasche zum Trinken. Doch das Signal kann auch auf folgende emotionale Zustände hinweisen:

  • Langeweile: unsere Hände suchen sich eine Beschäftigung, um unser neurologisches Bedürfnis nach Anregung zu befriedigen
  • emotionaler Stress, z.B. Angst
  • kognitive Ladung
  • positives weibliches Flirtsignal, z.B. wenn die Kleidung zurecht gerückt wird, ohne dass dies notwendig ist

Vermehrte Objekt-Berührungsgesten mindern die Überzeugungskraft einer Person. Gleichzeitig lassen uns Beruhigungsgesten in dosierter Form aber auch zwischenmenschlich wärmer wirken, vermutlich indem sie Empathie und Mitgefühl bei anderen hervorrufen.

So erkennen Sie Objekt-Berührungsgesten

  • kleine, sich wiederholende Bewegungen, z.B. mit einem Finger am Ring spielen
  • weitere Beispiele:
    • Spielen mit dem Kugelschreiber, der Brille oder Schmuck
    • Krawatte richten, Bluse glatt streichen
    • zum Wasserglas greifen, um zu trinken
    • wiederholtes Hervorholen des Smartphones ohne Anlass
  • Objekt-Berührungsgesten werden häufiger mit der dominanten Hand ausgeführt, bei Rechtshändern also mit der rechten, bei Linkshändern mit der linken Hand

Objekt-Berührungsgesten und Stressregulation

Sicher kennen Sie es auch, wenn Sie Luftpolterfolie in die Finger bekommen und die kleinen Bläschen platzen lassen. Manch einer bewahrt sich sich solch eine Folie sogar für einen späteren Zeitpunkt auf. Wer dann bewusst Luftpolsterfolie zerdrückt oder auch einen Stressball knetet, mindert sein subjektiv empfundenes Stresserleben und erhöht die Aufmerksamkeit beim Zuhören, Lernen oder Arbeiten.

Eine Studie zeigte, dass Schüler:innen einer sechsten Klasse sich weniger ablenken ließen und dem Unterricht aufmerksamer folgten, wenn sie einen Stressball kneteten. Der größte Effekt wurde bei Schülern mit diagnostizierter ADHS erzielt. Ein Grund, warum eine Grundschullehrerin in Bielefeld letztes Jahr das neue Trendspielzeug Pop-it in ihrem Unterricht erlaubte. Pop-its sind Silikon-Förmchen mit kleinen Blasen, die sich mit dem Finger umstülpen lassen: quasi die Luftpolsterfolie in bunt und geräuschlos.

Quellen

Allen, T. H., & Honeycutt, J. M. (1997). Planning, Imagined Interaction, and the Nonverbal Display of Anxiety. Communication Research, 24(1), 64-82. 

Brogan, S., Jowi, D., McCroskey, J., & Wrench, J. (2008). Social communication apprehension: The intersection of communication apprehension and social phobia. Human Communication, 11(4), 409-430.

Burgoon, J. K., Birk, T., & Pfau, M. (1990). Nonverbal Behaviors, Persuasion, and Credibility. Human communication research, 17(1), 140-169.

Burgoon, J. K., Kelley, D. L., Newton, D. A., & Keeley-Dyreson, M. P. (1989). The nature of arousal and nonverbal indices. Human communication research, 16(2), 217-255.

Gnisci, A., & Pace, A. (2014). The Effects of Hand Gestures on Psychosocial Perception: A Preliminary Study. In Recent Advances of Neural Network Models and Applications (pp. 305-314).

Grammer, K., Kruck, K., Juette, A., & Fink, B. (2000). Non-verbal behavior as courtship signals: The role of control and choice in selecting partners. Evolution and Human Behavior, 21(6), 371-390.

Hudson, B. F., Ogden, J., & Whiteley, M. S. (2015). Randomized controlled trial to compare the effect of simple distraction interventions on pain and anxiety experienced during conscious surgery. European Journal of Pain, 19(10), 1447-1455.

Lausberg, H. (2013). Understanding Body Movement. A Guide to Empirical Research an Nonverbal Behaviour. Frankfurt a.M.: Internationaler Verlag der Wissenschaften.

Lausberg, H. (2017). NEUROGES – Coding Manual III. Köln.

Stalvey, S., & Brasell, H. (2006). Using Stress Balls to Focus the Attention of Sixth-Grade Learners. Journal of At-Risk Issues, 12(2), 7-16.

Woods, D. W., & Miltenberger, R. G. (1996). Are persons with nervous habits nervous? A preliminary examination of habit function in a nonreferred population. Journal of Applied Behavior Analysis, 29(2), 259-261.

Teilen Sie diesen Artikel!

Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

Hinterlassen Sie einen Kommentar