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G1.6_BewegungsqualitätWir können mit unseren Gesten so allerhand darstellen: Zum Beispiel werden Sie sehr wahrscheinlich erkennen, dass es sich bei der Präsentation der Bewegungsqualität im Bild um eine Explosion handelt. Eine Studie konnte sogar zeigen, welch großen Einfluss solch redebegleitenden Gesten auf unsere Wahrnehmung haben.

Die Forscher in diesem Experiment untersuchten, welche Bedeutungen beim Gegenüber ankommen, wenn die Gesten inkongruent zu den gesprochenen Worten sind. Dazu sahen die Probanden ein Video, in dem jemand eine Cartoon-Szene beschreibt und sagt: „Dann ist er aus dem Rohr gekommen“. Dabei machte er mit der Hand eine Geste, die eine hoch und runter hüpfende Bewegung signalisiert (Präsentation einer Bewegungsqualität).

Als die Versuchsteilnehmer diese Szene nacherzählten, fand sich in 25 Prozent der Fälle die in den Worten nicht transportierte Information der Geste wieder: „Dann ist er aus dem Rohr gefallen und über den Boden gehüpft.“ Das Faszinierende: Die Nachbefragung ergab, dass die Versuchspersonen die Geste nicht bewusst wahrgenommen hatten.

Was die Präsentation einer Bewegungsqualität bedeuten kann

Das oben genannte Experiment verdeutlicht, warum Sie nicht nur auf die Worte, sondern auch auf die Körpersprache Ihres Gegenübers, genauer gesagt auf die Gestik, schauen sollten. Denn so verstehen Sie, wie Ihr Gegenüber das Erzählte innerlich repräsentiert. In der Mimikresonanz®-Profibox bezeichnen wir die Gestik deshalb als Fenster zu unserer Gedankenwelt. Außerdem zeigt dieses Signal (G1.6) an:

  • Ob jemand die Bewegung innerlich assoziiert oder dissoziiert erlebt
  • Ob es sich um eine konkrete oder abstrakte Bewegungsqualität handelt

So erkennen Sie die Präsentation einer Bewegungsqualität

  • bildet aus der Beobachter-Perspektive ab, wie sich etwas bewegt, z.B. schnell oder langsam: die Hände sind also während der Geste immer in Bewegung und niemals statisch
  • es gibt zwei Subtypen:
  1. eine spezifische Art der Bewegung wird dargestellt. Diese ist gekennzeichnet durch sich wiederholende Bewegungen, z.B. stellen wir dar, wie ein Ball hüpft
  2.  die Dynamik der Bewegung wird abgebildet, z.B. wie ein Vulkan explodiert
  • mit der Präsentation der Bewegungsqualität können wir auch Formen zeigen oder Raumverhältnisse abbilden

Aus der Beobachter-Perspektive („etwas bewegt sich“) bewegen wir nur die Hände, der Körper ist nicht involviert. Stellen wir hingegen eine Bewegung in der Ich-Perspektive („ich bewege mich“) dar, ist der ganze Körper involviert oder zumindest der Kopf und Oberkörper. Dies ist vergleichbar mit der Pantomime. (@Becci: bitte verlinken)

Präsentation von Veränderungen und Gefühlen

Mit der Präsentation von Bewegungsqualitäten bilden wir hauptsächlich Veränderungen ab. Wir rotieren z.B. die Hände, um den Prozess einer Entwicklung darzustellen oder bewegen eine Hand in kleinen „Sprüngen“ nach vorne, um das Konzept einer Schritt-für-Schritt-Entwicklung zu transportieren (zu sehen im Titelbild). Ebenso beschreiben wir damit Gefühlszustände. Wir sagen z.B. „dann ist er vor Wut explodiert“ und ahmen mit den Händen eine Explosionsbewegung nach. Oder wir wackeln mit den Händen, häufig auch mit dem Kopf, um auszudrücken, dass wir bei einer Entscheidung noch unsicher sind.

Quellen

Lausberg, H. (2017). NEUROGES – Coding Manual III. Köln.
McNeill, D. (1992). Hand and Mind. What Gestures Reveal about Thought. Chicago: University of Chicago Press.

 

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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