Teilen Sie diesen Artikel!

Wenn Sie einmal damit angefangen haben, darauf zu achten, werden Sie es in Zukunft vermutlich immer wahrnehmen: und zwar ob die Pupillen Ihres Gegenübers groß oder klein sind.

Denn der berühmte Casablanca-Klassiker „Ich schau dir in die Augen, Kleines“, der übrigens nur durch eine deutsche Fehlübersetzung entstanden ist, kann Ihnen eine ganze Menge verraten: Ist Ihr Gegenüber gedanklich gerade bei Ihnen und voll und ganz bei der Sache dabei? Oder interessiert es ihn womöglich gar nicht, was Sie gerade erzählen? Anhand der Pupillengröße können Sie es einordnen.

In der Mimikresonanz®-Profibox sind die Pupillen unter der Psychophysiologie im Bereich „Augen“ zu finden (P3.1).

Was die Größe der Pupillen bedeuten kann

Die Pupillen werden von zwei Muskeln gesteuert und bedeuten je nach Größe unterschiedliches:

Kleine Pupillen

  • der Musculus sphincter pupillaeist ein vom vegetativen Nervensystem gesteuerter Ringmuskel des Auges. Er wird über den Parasympathikus angesteuert und bewirkt, dass sich die Pupille verengt – in der Fachsprache entsteht hier eine Miosis
  • diese kann auf ein Absinken des Arousals hinweisen, wie z.B. Desinteresse, Müdigkeit oder auch Erschöpfung
  • der Muskel kontrahiert aber ebenso, wenn wir einem starken Lichtreiz ausgesetzt sind. Blendet uns bspw. die Sonne, werden die Pupillen auch kleiner und schützen so die Netzhaut vor übermäßigem Licht

Große Pupillen

  • die Vergrößerung der Pupillen wird durch den Musculus dilatator pupillae Dieser wird über den Sympathikus angesteuert und signalisiert, dass das Arousal unseres Gegenübers erhöht ist, d.h. dass wir z.B. Angst, Ärger, Freude oder Interesse (auch sexuell) empfinden
  • weiterhin kann es auf eine kognitiv erhöhte Ladung wie mentale Anstrengung hinweisen
  • bislang gab es die Annahme, dass große Pupillen ausschließlich sexuelle Erregung bedeuten – dies ist jedoch ein Körpersprachemythos
  • vergrößerte Pupillen sind kein Zeichen für einen bestimmten emotionalen Zustand, sondern allgemein für ein erhöhtes Arousal
  • da beim Lügen mehr kognitive Ressourcen verbraucht werden als beim Erinnern an die Wahrheit, können große Pupillen auch auf eine Täuschung hinweisen
  • ebenso weiten sie sich bei der Einnahme von Amphetaminen

So erkennen Sie die Pupillen

Die Pupille ist der von der Iris (Regenbogenhaut) umgebene schwarze Punkt in der Mitte unseres Auges. Sie ist eine natürliche Öffnung, durch die das Licht in das Innere des Auges fällt. Tendenziell fällt uns das Erkennen der Pupillengröße bei helleren Augen einfacher.

Anziehende Pupillen?!

Große Pupillen lassen uns anziehender auf andere Menschen wirken, da dies als Interesse gewertet wird. Ein niederländisches Experiment ergab zudem, dass wir anderen Personen umso vertrauenswürdiger erscheinen, je größer unsere Pupillen sind. Ebenso wird unsere sexuelle Erregung stärker eingeschätzt, so ein weiteres Studienergebnis amerikanischer Forscher.

Diese Wirkung erklärt auch, warum italienische Frauen sich träufelten bereits vor Hunderten von Jahren ein giftiges Pflanzenpräparat in die Augen, um ihre Pupillen zu weiten und so anziehender auf die Männerwelt zu wirken. Die Droge wurde deshalb „Belladonna“ genannt, was übersetzt „schöne Frau“ bedeutet. Dass vergrößerte Pupillen nicht nur attraktiv wirken, sondern auch Interesse kommunizieren, wussten auch die Jadehändler im vorrevolutionären China. Sie trugen dunkle Brillen, damit die Verkäufer ihr Interesse nicht an den Augen erkannten.

Quellen

Bijleveld, E., Custers, R., & Aarts, H. (2009). The unconscious eye opener: pupil dilation reveals strategic recruitment of resources upon presentation of subliminal reward cues. Psychological Science, 20(11), 1313-1315. 

Bradley, M. M., Miccoli, L., Escrig, M. A., & Lang, P. J. (2008). The pupil as a measure of emotional arousal and autonomic activation. Psychophysiology, 45(4), 602-607.

DePaulo, B. M., Lindsay, J. J., Malone, B. E., Muhlenbruck, L., Charlton, K., & Cooper, H. (2003). Cues to deception. Psychological bulletin, 129(1), 74.

Dionisio, D. P., Granholm, E., Hillix, W. A., & Perrine, W. F. (2001). Differentiation of deception using pupillary responses as an index of cognitive processing. Psychophysiology, 38(2), 205-211.

Hess, E. H. (1965). Attitude and pupil size. Scientific american, 212(4), 46-55.

Kret, M. E., Fischer, A. H., & De Dreu, C. K. W. (2015). Pupil Mimicry Correlates With Trust in In-Group Partners With Dilating Pupils. Psychological Science, 26(9), 1401-1410.

Lick, D. J., Cortland, C. I., & Johnson, K. L. (2016). The pupils are the windows to sexuality: Pupil dilation as a visual cue to others’ sexual interest. Evolution and Human Behavior, 37(2), 117-124.

Morad, Y., Lemberg, H., Yofe, N., & Dagan, Y. (2000). Pupillography as an objective indicator of fatigue. Current Eye Research, 21(1), 535-542.

Morris, D. (1978). Der Mensch, mit dem wir leben: ein Handbuch unseres Verhaltens. München: Knaur.

Stass, J. W., & Willis, F. N. (1967). Eye contact, pupil dilation, and personal preference. Psychonomic science, 7(10), 375-376.

Van Steenbergen, H., Band, G. P. H., & Hommel, B. (2011). Threat but not arousal narrows attention: evidence from pupil dilation and saccade control. Frontiers in Psychology, 2, 281.

Watts, T. M., Holmes, L., Savin-Williams, R. C., & Rieger, G. (2017). Pupil Dilation to Explicit and Non-Explicit Sexual Stimuli. Archives Of Sexual Behavior, 46(1), 155-165.

Teilen Sie diesen Artikel!

Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

Hinterlassen Sie einen Kommentar