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Innenarchitekten nutzen diese Gestenform vermutlich sehr häufig, wenn sie Zimmer oder Häuser einrichten und ihre Vorstellungen dem Auftraggeber erläutern, präsentieren sie Raumverhältnisse. „Der Schrank steht hier drüben, das Sofa wird schräg gegenüber positioniert und hier hängen wir den Fernseher auf.“ Bei solchen Beschreibungen dienen dann die Hände zur Darstellung der Abstände, also des Raumes dazwischen. Die Präsentation von Raumverhältnissen gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal der Gestik und ist dort unter den redebegleitenden Gesten zu finden (G1.5).

Was die Präsentation von Raumverhältnissen bedeuten kann

  • es werden konkrete Raumverhältnisse zwischen Personen/ Objekten sichtbar, wie z.B. bei der Beschreibung einer Mannschaftsaufstellung im Sport oder einer Fahrtroute
  • es werden abstrakte Raumverhältnisse zwischen Personen/ Objekten sichtbar, die bestimmt werden durch die ihnen gegebene mental-emotionale Bedeutung
  • die Art der Gestenausführung zeigt, ob die Person die Szene innerlich aus der Ich-Perspektive oder beobachtend erlebt

So erkennen Sie die Präsentation von Raumverhältnissen

  • es braucht mindestens zwei verschiedene Positionen, die gestisch aktiviert werden, damit sich ein räumlicher Zusammenhang ergibt
  • es gibt zwei Subtypen: es werden entweder spezifische Positionen dargestellt (z.B. wie zwei benachbarte Häuser stehen) oder eine Route
  • eine Formpräsentation (G 1.4) könnte möglicher Bestandteil sein
  • abhängig von den dargestellten genauen räumlichen Positionen kann diese Gestenform überall im Gestenraum auftreten
  • wird meist aus einer Beobachter-Perspektive (dissoziiert) heraus ausgeführt, eine Ich-Perspektive (assoziiert) ist jedoch auch möglich
  • das mentale Bild der Karte, die durch diese Gestenform imaginär im Raum erzeugt wird, kann horizontal (flach liegend) oder vertikal (wie eine aufgestellte Leinwand) ausgerichtet sein
  • wird ein konkretes Raumverhältnis präsentiert (im Gegensatz zu einer metaphorischen Präsentation), ist der Blick typischerweise auf die Hände bzw. die dargestellte(n) Position(en) oder Route gerichtet

Emotionale Nähe

Mit dieser Gestenform stellen wir nicht nur konkrete Raumverhältnisse zwischen Personen oder Objekten dar, sondern auch abstrakte, die bestimmt werden durch die mental-emotionale Bedeutung, die wir ihnen geben. Das passiert z.B., wenn wir über die Beziehungsqualitäten in einem Team sprechen oder Ideen diskutieren und die Elemente dabei meist unbewusst gestisch im Raum positionieren. Uns emotional nahe Personen/Ideen platzieren wir eher dicht an unserer Körpermitte, andere weiter weg davon.

Wie die Präsentation von Raumverhältnissen beim Sprechen hilft

Sprechen wir über Raumverhältnisse, beschreiben wir z.B. einen Weg, gestikulieren wir intuitiv mehr. Gesten helfen uns, den Raum mental zu strukturieren und flüssiger zu denken. Eine Studie ergab, dass die Probanden bei der Beschreibung von Raumanordnungen (Landschaft) mehr Füllwörter („Ähm“, „Mhm“) nutzten und sich öfter versprachen, wenn sie am Gestikulieren gehindert wurden.

Durch das Gestikulieren gelangen wir also zu mehr innerer Klarheit und Struktur, was sich positiv auf die Kommunikation auswirkt – nicht nur für uns selbst, sondern auch für unser Gegenüber. Denn kognitive Zustände wie Klarheit übertragen sich genauso wie Emotionen über die Spiegelneuronen auf unsere Gesprächspartner.

Quellen

Lausberg, H. (2017). NEUROGES – Coding Manual III. Köln.

Lausberg, H., & Kryger, M. (2011). Gestisches Verhalten als Indikator therapeutischer Prozesse in der verbalen Psychotherapie: Zur Funktion der Selbstberührungen und zur Repräsentation von Objektbeziehungen in gestischen Darstellungen. Psychotherapie-Wissenschaft, 1(1), 41-55.

Nummenmaa, L., Hirvonen, J., Parkkola, R., & Hietanen, J. K. (2008). Is emotional contagion special? An fMRI study on neural systems for affective and cognitive empathy. NeuroImage, 43(3), 571-580.

Rauscher, F. H., Krauss, R. M., & Chen, Y. (1996). Gesture, speech, and lexical access: The role of lexical movements in speech production. Psychological Science, 7(4), 226-231.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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