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Das Kopfnicken bedeutet ein „Ja“, richtig? Das stimmt zwar, allerdings nur für unseren Kulturkreis. Wer zum Beispiel seinen Sommerurlaub in Griechenland oder Bulgarien plant, sollte wissen, dass das Kopfnicken dort „Nein“ bedeutet, das Kopfschütteln hingegen „Ja“. Es ist dort also genau umgekehrt.

Wie auch der Daumen-Zeigefinger-Ring gehört das Kopfnicken zur Kategorie der Embleme, die eine direkte verbale Übersetzung haben und ohne ergänzende Worte verstanden werden, jedoch je nach sozialer Gruppe und Kultur variieren können. Die Embleme wiederum sind den Gesten zuzuordnen, die Sie in der Mimikresonanz®-Profibox als dritten Beobachtungskanal nach der Mimik und der Kopfhaltung erläutert finden (G2.1).

Was das Kopfnicken bedeuten kann

Wenn wir hier von der Bedeutung sprechen, dann ist damit von einem Großteil der Kulturen, einschließlich unserer.

  • das Nicken des Kopfes signalisiert „Ja“
  • aber das Nicken darf nicht grundsätzlich mit Zustimmung gleichgesetzt werden, da ein Ja je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben kann
    • Bestätigung: „Ja, ich höre noch zu.“
    • Ermutigung: „Ja, sehr faszinierend.“
    • Verständnis: „Ja, ich verstehe, was du meinst.“
    • Zustimmung: „Ja, das werde ich (tun).“
    • Faktische Bejahung: „Ja, das ist richtig.“
  • in Kombination mit anderen Annäherungssignalen zeigt sich vermehrtes Kopfnicken beim nonverbalen Ausdruck von Liebe
  • tritt ein Kopfnicken als Mikrogeste (eine nur leichte Kopfbewegung) beim Sprechen auf und widerspricht dabei der inhaltlichen Aussage (z. B. „Nein, ich war das nicht“), ist dies ein Hinweis auf eine Inkongruenz (hier: ein inneres Ja der Person)
  • im Gespräch wird Kopfnicken auch als Aufforderungsgeste genutzt, um dem anderen nonverbal zu signalisieren: „Gib mir bitte eine Rückmeldung.“

Auch der Kontext beeinflusst die Häufigkeit des Kopfnickens: Fühlen wir uns in einer Interaktion im tieferen Status, nicken wir beim Zuhören mehr. Somit wirkt Nicken einerseits submissiv und verringert die wahrgenommene Autorität. Andererseits vermittelt ein Kopfnicken, während wir jemandem zuhören, dass wir kooperativ und innerlich am Gespräch beteiligt sind. Dies lässt uns gleichzeitig sympathischer und zugänglicher wirken, als wenn wir nicht nicken würden – laut einer Studie bis zu 40 Prozent mehr.

So erkennen Sie das Kopfnicken

  • der Kopf wird ein- oder mehrmals nach unten gesenkt und wieder gehoben
  • die Abwärtsbewegung fällt stärker aus als die Bewegung nach oben

Ist Kopfnicken angeboren?

Sieht man von Ausnahmen wie Griechenland oder Bulgarien ab, tritt das Kopfnicken sogar in fernab der Zivilisation lebenden Kulturen, etwa im Amazonasgebiet, und sogar bei von Geburt an blinden Menschen als Zeichen für Ja auf. Das haben Forscher weltweit beobachtet. Denn das Nicken mit dem Kopf deutet in seiner Bewegung eine Verbeugung an, die international als submissives Zeichen gilt. Dies weist stark darauf hin, dass das Kopfnicken bei uns Menschen ein angeborenes Handlungsmuster ist.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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