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Wenn Sie Schauspieler:in wären, wie würden Sie jemanden darstellen, der schüchtern wirken soll? Vermutlich würden Sie die Schultern leicht hochziehen, den Kopf nach unten neigen und immer wieder verstohlen zu der Person blicken, die Sie vielleicht ansprechen wollen.

Den Kopf nach unten oder oben neigen ist ein Signal, welches sowohl unbewusst als auch bewusst ausgeführt werden kann. Aufgrund des Bewusstseins dient es deshalb nie allein als zuverlässiges Zeichen für eine Emotion, sondern stets in Kombination mit anderen Signalen. Denn wie das Schauspiel-Beispiel verdeutlicht: Wir können dieses Signal bewusst nutzen, um uns unterlegener, aber auch selbstbewusster als wir es eigentlich sind, zu präsentieren. Das Signal gehört in der Mimikresonanz®-Profibox zum Beobachtungskanal „Kopfhaltung“ (H2).

Was den Kopfes nach unten oder oben neigen bedeuten kann

  • spiegelt grundsätzlich wider, wie die Person ihren sozialen Status in diesem Moment emotional bewertet
  • Kopf nach unten = Tiefstatus, kennzeichnend für folgende Emotionen:
    • Scham, z.B. kombiniert mit hochgezogenen Augenbrauen-Innenseiten
    • Verlegenheit, z.B. kombiniert mit einem sozialen Lächeln und Berührung im Gesicht
    • Schuld
    • Trauer, wenn jemand den „Kopf hängen“ lässt
    • deutet auf aktiviertes Harmonie-Motivfeld hin
  • Kopf im Nacken = Hochstatus, Hinweis auf diese Emotionen:
    • Stolz, z.B. kombiniert mit einem echten Lächeln
    • Verachtung, z.B. kombiniert mit dem Einpressen eines Mundwinkels

Wird der Kopf nach oben geneigt, z.B. bei Stolz, transportiert dies einen Hochstatus. Passiert dies bei einem durch das eigene Handeln bewirkten Erfolg, so wirkt dies positiv im Sinne einer Prestigezuschreibung durch andere. Bei einem Erfolg hingegen, der nichts mit dem eigenen Handeln zu tun hat, wirkt die Bewegung negativ im Sinne von „sich über andere stellen“. Ein nach unten geneigter Kopf, z.B. bei Scham, Verlegenheit oder Trauer, signalisiert Tiefstatus. Dies wirkt grundsätzlich zwischenmenschlich warm und sympathisch, und speziell in Situationen, in denen der Person ein Missgeschick unterlaufen ist, beschwichtigend auf die Betroffenen. Entscheidend ist hier allerdings, ob der Blick abgewendet ist oder sich direkt auf das Gegenüber richtet. Ein gesenkter Kopf mit weiterbestehendem Blickkontakt wird leicht als Ärger interpretiert und wirkt somit dominant.

So erkennen den Kopfe nach unten oder oben neigen

  • das Kinn wird zur Brust gelegt
  • der Kopf wird in den Nacken gelegt

Haarschwung

„Wirft“ eine Person den Kopf schnell und kurz nach hinten und senkt ihn dann wieder in die Ausgangsposition, spricht man von einem Head Toss.

In Fernsehwerbung für Haarshampoo sehen Sie diesen Toss ganz häufig in Kombination mit einem sogenannten Hair Flip: Frauen werfen ihre Haare (und damit auch ihren Kopf) nach hinten, damit die ganze Pracht der Haare sichtbar wird. Wenn es nicht gerade in Shampoowerbung verwendet wird, gilt es als positives Flirtsignal.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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