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Im Sommer, wenn es heiß ist und wir uns abkühlen wollen, fahren wir an den See, schwimmen im Meer oder springen in den Pool. Durch die hohen Temperaturen unterschätzen wir – und vor allem Kinder – jedoch meist die Zeit im kühlen Nass. Die Folge: Wir kommen zitternd und schlotternd aus dem Wasser, oft sogar noch mit blauen Lippen. In diesem Fall ist das Zittern eine physiologische Reaktion unseres Körpers, um Wärme zu produzieren.

Doch wir zittern nicht nur, wenn uns kalt ist. Deshalb ist das Zittern ein Signal der Körpersprache, das in der Mimikresonanz®-Profibox zur Psychophysiologie (P1.3) gehört.

Was Zittern bedeuten kann

  • erhöhtes Arousal und meist unangenehmer emotionaler Zustand
  • Angst, Anspannung, erhöhtes Stressempfinden, auch bei Tieren
  • freudige Aufregung (Mischemotion von Freude und Angst)
  • starker Ärger, begleitet von deutlich erhöhter Muskelspannung
  • aktivierende Trauer, wenn der Kinnbuckel und dadurch die Unterlippe zittern. Meist weist es darauf hin, dass die Person gleich zu weinen anfängt
  • muskuläre Anstrengung
  • bei großer Angst und Anspannung können auch die Knie zittern. Der Volksmund hat also Recht mit der Idee, dass einem „vor Angst die Knie schlottern“

Zittern wir, transportiert dies für andere Personen Nervosität wie Anspannung und lässt uns emotional eher instabil wirken. Wie bei allen Signalen, die Angst transportieren, wirken wir dadurch grundsätzlich durchsetzungsschwächer und niedriger im Status.

So erkennen Sie Zittern

  • unwillentliche, kleine und schnelle Schüttelbewegungen, meist der Hände, die durch eine erhöhte Muskelspannung im Körper ausgelöst werden
  • emotional ausgelöstes Zittern zeigt sich meist zuerst an den Lippen
  • es können auch die Knie zittern, die Person bekommt im wahrsten Sinne des Wortes „weiche Knie“
  • Zittern kann sich auch in Form von Zähneklappern zeigen
  • manchmal zittert die Person auch am ganzen Körper

Zittern gegen Traumata

Wenn Hunde sich schütteln, bauen sie Stress ab. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Das Zittern oder kurze Schütteln dient u.a. dazu, die emotional bedingte Muskelspannung zu lösen. Ausgehend von dieser tierischen Erkenntnis entwickelten Traumatherapeuten die Idee, dass selbstinduziertes Zittern im Rahmen einer Therapiesitzung dabei helfen kann, traumatische Ereignisse zu verarbeiten. Und siehe da: Studien belegten tatsächlich, dass es durch bewusst herbeigeführtes Muskelzittern möglich ist, Angst und emotionalen Stress zu lindern.

Quellen

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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